Cocktailbitter sind das Salz der Mixgetränke. Sie verbinden die unterschiedlichen Ingredienzien, schaffen Balance und erzeugen Tiefe. Am bekanntesten ist sicher Angosturabitter mit seinem gelben Käppchen, doch mittlerweile gibt es Hunderte weitere Bittervarianten. Die musst Du nicht alle haben, denn Du kannst ganz einfach Deinen eigenen Cocktailbitter herstellen.
Cocktailbitter (oder Englisch «Bitters») sind Ansatzschnäpse; Gewürze, Kräuter, Rinden, Wurzeln, Fruchtschalen und Blüten werden in einem (meist) neutralen hochprozentigen Alkohol angesetzt, einige Wochen bei Zimmertemperatur stehen gelassen und zum Schluss abgesiebt. In dieser Zeit löst der Alkohol die Farb-, Aroma- und Wirkstoffe (wie bei der Lagerung im Holzfass). Je nach Pflanze können das (sehr) bittere Geschmacksnoten sein, etwa bei Enzianwurzel, Wermutkraut oder Chinarinde.

Bitterschnäpse galten noch vor hundert Jahren als Allheilmittel, nicht zu Unrecht: Denn viele der zugesetzten Pflanzen haben eine Heilwirkung. Und auch die gesundheitsfördernde Wirkung von Bitterstoffen ist bekannt; sie regen die Verdauung an, helfen gegen allerlei Magenbeschwerden, können entzündungshemmend sein und sogar beim Abnehmen helfen (vielleicht wäre mehr Cocktailbitter das Patentrezept für Danis Alkohol-Diät).
Weitere spannende Informationen zu Cocktailbitters (vorwiegend Angosturabitter) gibts in folgendem Video und noch viel, viel mehr in dem sehr empfehlenswerten Buch «Bitters: A Spirited History of a Classic Cure-All, with Cocktails, Recipes, and Formulas» von Brad Thomas Parsons.
Allerdings haben wir Bitterstoffe nicht allzu gerne und können sie meist nur in homöopathischen Dosen zu uns nehmen (auch das hat seinen Grund, denn viele giftige Pflanzen sind bitter). Deshalb werden Cocktailbitter in Spritzern zugegeben (englisch «Dashes»). Doch das reicht aus, um einem Cocktail den nötigen Pfiff zu verpassen – oder versuche doch einfach mal ein paar Spritzer Cocktailbitter in Deinem Tee oder in einem Glas Mineralwasser.

Der Vorteil, wenn Du Deine eigenen Cocktailbitter machst: Du weisst genau, was drin ist, bestimmst die Geschmacksrichtung und steuerst, wie bitter das Ganze wird. Also: In die Hände gespuckt, Schürze umgebunden und los gehts:
Wir werden einen Orangebitter machen; einen Cocktailbitter mit starken Orangenoten. Oft verwenden Bitter-Rezepte eine ganze Flasche Alkohol, ich empfehle zwei Deziliter. Erstens braucht man Cocktailbitter nur in kleinen Mengen, deshalb halten zwei Deziliter für den Heimgebrauch eine kleine Ewigkeit. Zudem kannst Du so aus einer Flasche Hochprozentigem mehrere kleine Flaschen Bitter mit unterschiedlichen Aromen für Deine Heimbar herstellen. Wir werden ausserdem die bitteren Pflanzenteile separat ansetzen. So können wir später genau bestimmen, wie bitter unser Zaubertrank wird.
Enzianansatz
- 1 dl Wodka (mind. 40 Volumenprozent) oder noch besser Feinsprit (96 Volumenprozent), da der höhere Alkoholgehalt mehr Stoffe löst
- 10 g Enzianwurzel (gibts unter https://www.chrueterhuesli.ch/)

Enzianwurzel in einem Schraubglas mit dem Alkohol übergiessen und drei Wochen bei Zimmertemperatur an einem Fensterplatz stehen lassen, das Glas regelmässig etwas schwenken.

Gewürzansatz
- 1 dl Wodka (mind. 40 Volumenprozent) oder noch besser Feinsprit (96 Volumenprozent), da der höhere Alkoholgehalt mehr Stoffe löst
- je 2 g
- getrocknete Orangenschale (ohne weisse Schicht)
- Nelken
- Piment
- geriebener Ingwer
- Sternanis
- Zimtrinde
Alles mörsern, danach in ein Schraubglas füllen, mit dem Alkohol übergiessen und drei Wochen bei Zimmertemperatur an einem dunklen Ort (zum Beispiel in einem Küchenschrank) stehen lassen, das Glas regelmässig etwas schwenken.

Nach drei Wochen beide Gläser separat absieben und den Alkohol mit jeweils 1 Deziliter Leitungswasser auf ca. 45 Volumenprozent verdünnen.
Jetzt könnt Ihr die beiden Flüssigkeiten in Eurem Wunschverhältnis mixen. Ich finde ein Verhältnis von 1:1 gut, da ich es gerne bitter habe. Am besten mixt Ihr zuerst geringe Mengen und probiert jeweils, um das ideale Verhältnis für Euch herauszufinden. Sobald Ihr das habt, könnt Ihr Euren Cocktailbitter noch mit etwas Zuckersirup verfeinern. Den stellt Ihr ganz einfach her, indem Ihr einen Teil Zucker in einem Teil Wasser auflöst (am besten beides abwägen). Zum Schluss könnt Ihr Euren Bitter stilecht in eine Bitterflasche mit Dashdeckel füllen (gibts zum Beispiel bei Amazon). Dank des hohen Volumengehalts ist Euer Cocktailbitter übrigens ewig haltbar.

Apropos «bitter»; wie wärs mit ein wenig passender Musik? «Bis zum bitteren Ende» von den «Toten Hosen»:
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