Trinkgeschichten – Die «Hollywood Vampires»

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Ein Wermutwolf ernährt sich nicht allein von destilliertem Getreide, sondern benötigt auch Feinstoffliches. Es wird philosophisch. Das hätte wieder einer dieser berüchtigten Endlos-Texte werden können, doch ich habe gerade noch die Kurve gekratzt. Ganz einfach wird es trotzdem nicht …

Es begann damit, dass ich den Text einer trockenen Alkoholikerin gelesen hatte, die Ratschläge erteilte, wie man in ihrer Lage gut durch die Festtage kommt. Da wurde mir wieder bewusst, wie schwierig das Leben sein kann, wenn man beim Alkohol nicht masshalten kann. Wenn man morgens nicht weiss, wie man dorthin gekommen ist, wo man aufwacht, als Erstes nervös das Handy konsultiert, wem man was geschickt hat, bei wem man sich entschuldigen muss. Das alles stelle ich mir tatsächlich ziemlich anstrengend vor.

Jedenfalls fiel mein Augenmerk an diesem Tag nach dieser interessanten Lektüre auf den Trink-Klub, auf den sich die Rock-Band «Hollywood Vampires» bezieht, und die weitere Recherche zu diesem Artikel war wie ein Rock-N-Roll-Fiebertraum der intensiven Sorte.

Im Zentrum dieser Geschichte steht Alice Cooper, berühmter Rockmusiker und seit über 40 Jahren trockener Alkoholiker. Er ist zusammen mit Micky Dolenz, Schlagzeuger und Sänger bei «The Monkees», einziges noch lebendes Mitglied des 1973 gegründeten Trink-Klubs «The Hollywood Vampires», der in dem Loft der oberen Etage des «Rainbow Bar & Grill’s» in West Los Angeles, am Sunset Strip beheimatet war, und in dem Nacht für Nacht dem Exzess gehuldigt wurde.

Die (wahren) Geschichten, die nun folgen, sind teilweise äusserst witzig, teils sehr tragisch. Es sind Geschichten von exzessivem Alkoholkonsum, von Produkten der Pharmabranche und von Menschen, die sich alles leisten konnten. Es tun sich Fragen auf, wie Lebensqualität zu Lebensdauer in Beziehung steht, oder ob sich die Protagonisten der Konsequenzen bewusst waren.

Es war ein echt extremer Klub. Das Aufnahmeritual bestand darin, die anderen Mitglieder unter den Tisch zu saufen. Sei der Letzte, der noch steht! Und da sprechen wir von so Typen wie John Belushi (der in jungen Jahren schon seinen frühen Tod voraussagte) oder Keith Moon, der legendäre Schlagzeuger von «The Who». Keith war vermutlich der druffnigste aller Wermutwölfe, äh «Hollywood Vampire». Alle wunderten sich jeweils, in welcher Verkleidung er wohl im Klub auftauchen würde. Als Queen Elizabeth? Als Hitler? Sein Hobby war es, überall wo er unterwegs war, Toiletten in die Luft zu sprengen. Es waren andere Zeiten …

Alice erinnerte sich, dass Keith jeweils zwei Wochen zu ihm wohnen kam, dann zwei Wochen zu Ringo Starr zog, dann zwei Wochen zu Harry Nilsson ging, und so weiter, und dass diese zwei Wochen jeweils so intensiv waren, dass man danach Urlaub brauchte. Gleichzeitig war Keith der coolste und witzigste Typ. Er hatte einfach keine Ahnung, wie man ein «normales Leben» führte.

Alice Cooper war Gründer und Präsident des Klubs, Keith Moon sein Vize. Andere Mitglieder waren bspw. Ringo Starr von den Beatles oder Harry Nilsson, der damals berühmte Singer/Songwriter, den verschiedene Beatles als ihren Lieblings-US-Musiker benannten. Kein Wunder, sie waren befreundet, und auch John Lennon kam immer in den Klub, wenn er in L.A. weilte. Obwohl John und Harry befreundet waren, führten sie betrunken stets Streitgespräche über Politik, Religion etcetera. Im Klub wurde nur äusserst selten über Musik gesprochen, hier wollte man der Arbeit entfliehen.

Und John weilte zu dieser Zeit oft dort, da er nach der Trennung von Yoko 1973 nach Los Angeles gezogen ist, sich auch noch in Prozessen mit dem windigen Beatles-Anwalt aufgerieben hat, und im Klub viele «Brandy Alexander»-Cocktails (Brandy, Crème de Cacao & Sahne) vertilgte. Als Cooper Lennon zum letzten Mal gesehen hatte, sagte John: «Bin ich noch immer ein Vampir?» Alice antwortete: «Ich rieche Blut.» John: «Ich bin ein Vampir, yeah.»

Ausserdem produzierte er dort ein Album von Nilsson, der vermutlich mit seiner Version von «Everybody’s Talkin’» oder von «Without You» am berühmtesten wurde. Er war ein Studiomusiker, der fast nie live aufgetreten ist. Erst nachdem John Lennon erschossen wurde, was seinen Freund zutiefst schockierte, engagierte sich Nilsson sehr für Waffengesetze und trat dafür auch öffentlich auf.

In Nilssons Londoner Apartment, das er Freunden überliess, wenn er in Amerika weilte, starb 1974 die berühmte Sängerin von «The Mamas & The Papas», Cass Elliot, mit 32 Jahren an Herzversagen. Vier Jahre später starb in derselben Wohnung dann auch Keith Moon, ebenfalls mit 32 Jahren, an einer Überdosis von Clomethiazole, einem Medikament, das Hoffmann-La Roche in den 1930er-Jahren entwickelt hatte, und das auch heute noch neben Benzos das Mittel der Wahl gegen das Alkohol-Entzugssyndrom, gegen das Alkoholdelirium ist, das ungefähr 1 bis 4 Prozent der Patienten umbringt.

Man kann also getrost von einer gewissen Ironie sprechen, wenn einer der berühmtesten Alkoholiker, der je gelebt hat, von einer Droge dahingerafft wird, welche die Symptome von Alkoholismus bekämpfen soll. In UK von Astra Zenica als «Heminevrin» vermarktet, heisst das Mittel in Deutschland und der Schweiz «Distraneurin» («Distra»), und es wirkt sedativ, hypnotisierend, muskelentspannend, und ist hochgradig süchtig machend. In seinem Magen wurden post mortem Dutzende Pillen gefunden, die meisten nicht identifizierbar.

Und hier tut sich ein Problem der Reichen auf. Dieses Medikament dürfte nur stationär eingenommen werden, unter genauer Aufsicht, denn je nach Patient, seiner jeweiligen Situation, muss die Dosierung angepasst werden. Und was passiert, wenn man einem Süchtigen so viel Geld gibt, dass er sich davon so viele Pillen kaufen kann, wie er will? Ja, genau …

«Distra» wäre eigentlich bei Patienten mit einem erhöhten Risiko von Drogenmissbrauch nicht empfohlen, und es sollte wegen seiner Dämpfung des Kreislaufs, der Atmung, auch nur kurzfristig eingenommen werden. Ausserdem treten zusammen mit Alkohol extreme Wechselwirkungen auf. Symptome des Alkoholdelirs sind bis zu einem halben Jahr lang Ängste und Schlafstörungen, was die Droge lindert …

Eine weitere unangenehme Tatsache: Die meisten Toten in diesem Bereich werden nach Entzugstherapien gezählt, während einem Rückfall, wann die Betroffenen am verwundbarsten sind. Als der ehemalige New-York-Times-Redakteur Alex Berenson bei Joe Rogan letztmals aufgetreten war, sprach er über diese Dinge. Er glaubt aufgrund seiner Recherche nicht, dass die «anonymen Alkoholiker» und generell Entzugstherapien funktionieren. Ich kann die Sendung nur wärmstens empfehlen.

https://open.spotify.com/embed/episode/0haulCcRb4r3qmQLYLQoPN/video?utm_source=generator&t=0

Nach diesen Todesfällen seiner Freunde verkaufte Nilsson das Apartment. An Keith Moons Bandkollege Pete Townshend … Für mich persönlich wird Nilsson in erster Linie immer der Typ sein, der im Kultfilm «The Fisher King» den Song «How about you» coverte. Ein Meisterwerk! Er starb ebenfalls nicht im hohen Alter, mit 52 Jahren, auch er an Herzversagen, wenngleich bei ihm von Geburt an entsprechende Defizite diagnostiziert wurden.

Kommen wir auf Schockrocker Alice Cooper zurück. Eigentlich heisst er Vincent Damon Furnier und stammt aus Detroit. Sein Künstlername stammt von einer Hexe aus dem 17. Jahrhundert. Er ist ein Predigersohn. Zum harten Trinker wurde er in – ja, sorry, aber echt jetzt – verdammt guter Gesellschaft. Die, welche ihn in die Welt des Exzesses eingeführt hatten, waren unter anderem Jim Morrison von «The Doors», Jimi Hendrix, Keith Moon und Janis Joplin, die ihn dem «Southern Comfort» zuführte. Mit anderen Worten: The worst … Obwohl ich als Spätgeborener die brenzlige Situation von Cooper hier retrospektiv relativ gut einordnen kann, beneide ich ihn trotzdem um seine entsprechende Geschichte. Alice kam in seiner Trunksucht um ein Haar ums Leben, aber mit Jim, Jimi, Keith, Janis oder John Lennon zusammen abhängen und bechern können?! Dafür würde ich einiges in Kauf nehmen …

Wie Cooper früher drauf war – er kam aus behütetem Haus, war eine Sportskanone, nie Raucher, hatte eine schöne Jugend – lässt sich illustrieren, wie er vom Militärdienst losgekommen ist. Vor der Aushebung trank er eine Flasche Whisky, fiel in Ohnmacht, und erzählte dann dem Psychiater, wie er das Publikum seiner Rock-Performances drangsalieren wolle, indem er es in einer Halle einsperrte, Elektroschocks verabreichte, ihnen Spinnen auf die Köpfe schmeissen und Affensperma durch die Lüftung lassen wollte. Die Diagnose war klar: Selbstmordgefährdeter Transvestit, fähig zum Massenmord, grössenwahnsinnig …

Die Geschichte, wie in Tennessee seine Boa Constrictor-Schlange ausgebüchst ist, und Tage später einen Country Sänger im selben Hotelzimmer fast zu Tode erschreckt hatte, als sie durch die Toilette kam, kennt ihr ja vielleicht …

Seinem Gitarristen explodierte in dieser wilden Zeit die Milz, er konnte aber gerettet werden. Alice selbst erlebte immer wieder besoffene Unfälle, wie als er auf der Bühne über ein Bühnenlicht stolperte, kopfüber ins Publikum gefallen ist, und stark blutend ins Spital gefahren wurde. Er meinte dazu, er sei ja anästhesiert gewesen, mit seinem geliebten Canadian Whisky «Seagrams V.O.» und Bud Bier. Apropoz: … da gab es einmal diesen Trinkwettbewerb in London zwischen Alice Cooper und seiner Band gegen «The Who». Die Regeln waren simpel: Mann gegen Mann. Alice Cooper trat mit einer Flasche «Seagrams V.O.» gegen Pete Townshend und seinen «Rémy Martin»-Cognac an. Jeder trinkt eine halbe Flasche und dann wird getauscht, und der andere muss die jeweils andere Hälfte trinken.

Alles verlief soweit gut, bis der Albumproduzent von Alice Cooper, Bob Ezrin, reingekommen war und eine Flasche Whisky geleert hatte. Er kotzte alles voll, vor allem auch «The Who», die konsterniert weitere Drinks bestellten …

1977 war der Alkohol für Cooper nicht mehr lustig, es ging ums Überleben. Manchmal erbrach er morgens Blut, was er so kommentierte, dass so etwas auf der Bühne ja okay sei, doch vor dem Hotel-Personal seine Wirkung verlöre …

Er ging dann für drei Monate ins Sanatorium. Damals gab es noch nicht all die schicken Rehab-Promi-Kliniken, da war man dann mit echt problematischen Subjekten zusammen eingesperrt. Anschliessend kam der obligate Rückfall in den Vollsuff. Er könne sich nicht daran erinnern, die drei Alben aus dieser Zeit geschrieben und aufgenommen zu haben.

Interessanterweise findet er diese Schaffensphase aber sehr ansprechend und meinte, dass sein Unterbewusstsein offenbar tolle Songs geschrieben habe. Da kann man schwurbeln wie man will, aber es ist eine klare Tatsache, dass viele Künstler ihre besten Werke «under the influence» erschaffen haben. Diese Ambivalenz gehört zum Abenteuer Leben und das müssen auch die Moralisten/Ideologen aushalten.

1983 ging es wieder ins Spital, kalter Entzug. Nach einem Monat kam er raus und hat seither nie mehr einen Tropfen Alkohol getrunken. Seitdem berät er andere Rockmusiker, wie sie davon loskommen können.

2011 lernte er am Film-Set von «Dark Shadows» in London Johnny Depp kennen, wo Johnny einen Vampir spielte. Alice lud Johnny ein, mit ihm zu musizieren, Johnny lud Alice in sein Haus ein, sie einigten sich darauf, zusammen ein Album einzuspielen und Cooper meinte, er habe noch nie ein Cover-Album gemacht, und dass er gerne eines zu Ehren seiner toten Trinkfreunde machen würde. Joe Perry von Aerosmith weilte zu dieser Zeit in Johnnys Anwesen, um seine Biographie zu schreiben. Sie fragten ihn, ob er mitmachen wolle und der Rest ist Rockgeschichte.

Cooper trinkt zwar schon ewig nicht mehr, das trifft aber natürlich nicht mehrheitlich auf die Fans seiner Musikshows zu. Eine Reporterin der «Berliner Zeitung» berichtete von einem Konzert der «Hollywood Vampires» in Deutschland: «Am meisten getragen wird vom Publikum zwar Merch von namhaften Rockbands oder «Harley Davidson»; viele T-Shirt-Aufdrucke beschäftigen sich aber auch mit Alkohol. «Whiskey. Mir hat Wasser nicht geschmeckt», prangt auf einer Brust. Ein anderer Gast trägt eine Jeansjacke mit verschiedenen aufgenähten Patches, auf jedem steht ein Spruch tiefgründiger als der andere. Zum Beispiel: «Schade, dass man Bier nicht ficken kann.»

Alice Cooper sagte einst, dass wenn du Alkoholiker bist, dass du dann weisst, dass das ein Todeswunsch ist. Egal, wie du es versteckst, mit jedem weiteren Drink kommst du dem Grab näher.»

Woher dieser Todeswunsch jeweils kommen kann? Da ist natürlich eine breite Palette von Möglichkeiten: Selbstverachtung. Misanthropie. Verzweiflung. Liebeskummer. Und tausend weitere Gründe. Diese Welt kann einen sicher hie und da an die eigenen Grenzen bringen. Doch sind wir nicht «20 Minuten». Wir werden aus oben erwähnten Gründen nun nicht die Telefonnummern der «anonymen Alkoholiker» und anderer solcher Organisationen erwähnen. Das Einzige, was wir in unseren Leben verantworten müssen, sind die Entscheidungen, die wir treffen. Wenn wir uns dazu entscheiden, der unmittelbaren Realität durch exzessiven Alkoholrausch zu entrücken, dann haben wir die Wahl, uns damit auseinanderzusetzen, woher dieser Fluchtreflex stammt, und uns gegebenenfalls darum zu kümmern. Oder uns einzureden, dass wir halt nicht anders können, dass das Fleisch halt schwach ist, dass es halt alle diese Begleitumstände, Begründungen gibt, welche das eigene Handeln rechtfertigen. Unsere Entscheidung.

In meiner Familie gab es ebenfalls massive Probleme durch Alkoholexzesse, ich weiss sehr genau, wie sich das anfühlt. Und trotzdem ist es nicht der Alkohol, der die Probleme verursacht, sondern die Menschen, die nicht dosieren, damit umgehen können, damit umgehen können wollen, dem Stoff die Kontrolle überlassen. Es gibt eine witzige «South Park»-Folge, in der die Idee, dass Alkoholismus eine Krankheit ist, durch den Kakao gezogen wird:

https://www.southpark.de/folgen/dspvu8/south-park-bloody-mary-staffel-9-ep-14

Ja, sorry, ich habe gelacht. Es ist wie mit Waffen. Waffen töten keine Menschen. Menschen töten Menschen. Wir können nicht alles, was potenziell missbräuchlich verwendet werden kann, verbannen und zensieren. Daraus entsteht keine gesunde Welt.

Gelacht haben die Menschen meiner Generation auch Anfang der 90er-Jahre, als «Wayne’s World» ins Kino gekommen ist. Für die Jungs im Baseball-Team von Alice Coopers Sohn, das er coachte, war es ein völliges Mysterium, wie ihr Coach in diesen Film, von dem alle sprachen, gekommen ist.

Aber natürlich haben sich schon sehr viele Künstler so richtig abgeschossen. Meist vor allem auch mit Drogen, nicht nur Alkohol. Ein Beispiel ist Brian Wilson von den «Beach Boys», über den Alice Cooper einst erzählte: «Ich war backstage nach der Grammy-Verleihung 1974 mit Bernie Taupin und John Lennon. Während der Unterhaltung bemerkte ich aus den Augenwinkeln Brian, wie er aus verschiedenen Winkeln zu uns rüberstarrte. Endlich kam er an unseren Tisch und flüsterte in mein Ohr «Hey Alice, stell mich John Lennon vor». Ich konnte nicht fassen, dass sich diese zwei Männer nie zuvor getroffen hatten! Die waren Kopf an Kopf die grössten Bands der 60er-Jahre auf dem Planeten gewesen, und ich war mir sicher, dass sich ihre Wege irgendwo getroffen haben mussten. Aber dann dachte ich, «Wow, falls sie sich wirklich nie getroffen haben, dann werde ich derjenige sein, der sie einander vorstellt und werde damit ein Teil der Rockgeschichte.»

Also sagte ich «Brian Wilson, das ist John Lennon. John Lennon, das ist Brian Wilson.» Lennon war sehr höflich und nett und sagte Dinge wie «Hallo Brian, ich wollte dich schon immer treffen. Ich bewunderte schon immer deine Arbeit, und Paul und ich finden «Pet Sounds» eines der besten Alben, das je gemacht worden ist.» Brian dankte ihm und ging von dannen, worauf John das Gespräch am Tisch wieder aufgenommen hatte, wie wenn nichts gewesen wäre.

Ungefähr zehn Minuten später kam Brian wieder an unseren Tisch und flüsterte Bernie etwas ins Ohr, und plötzlich sagte Bernie «Brian Wilson, das ist John Lennon. John Lennon, das ist Brian Wilson». Lennon war wieder genauso höflich und nett wie zuvor und sagte erneut, dass er ihn schon immer kennenlernen wollte. Als Brian davon lief, schaute John uns an und meinte in seinem typischen Liverpool-Akzent lakonisch, «Ich habe Brian hunderte Male getroffen. Ihm geht es nicht gut, you know.»

Die Plakette am Eingang des Klubs

Überlassen wir das Beinahe-Schlusswort besagtem Bernie Taupin. Dieser war ebenfalls Mitglied im Trink-Klub und unter anderem Maler und Songschreiber für Elton John. «Candle in the Wind», einer der erfolgreichsten Songs aller Zeiten, stammt aus seiner Feder. Allerdings ging es im Original um Marilyn Monroe. Lady Di und die britische Adelsfamilie interessierte ihn nicht wirklich, die Adaption hat er für Elton gemacht. Ausserdem wurde eines der interessantesten Alben von Alice Cooper von Alice zusammen mit Bernie geschrieben, 1978, «From the inside». Darin verarbeitete Cooper seine Zeit in der Irrenanstalt und porträtierte verschiedene Insassen. Jedenfalls steht von Bernie im Booklet des (ersten) Albums der «Hollywood Vampires» das Folgende:

«Ich bin nicht hier, um ihre Laster zu verteidigen. Übermässiger Genuss jeglicher Art trägt letztlich nicht zu einem gesunden Geist und Körper bei. Und während an der Peripherie der Beteiligten möglicherweise Ehefrauen kamen und gingen, Berufswahlen als zweifelhaft galten und in einigen Fällen Herzschmerz durch einen dunklen Korridor schlich, herrschten im Versteck der Hollywood-Vampire nur Freude und Lachen.»

Der grösste Vampirdarsteller aller Zeiten, Christopher Lee, starb im Juni 2005. Das Album der «Hollywood Vampires» erschien im September 2005, worauf Christopher Lee das Intro spricht, ein Passus aus Bram Stokers Buch «Dracula». Es ist sicher nicht das beste Album aller Zeiten. Vermutlich wäre es mit ein paar der alten, betrunkenen, toten Freunde um Längen besser geworden, aber es ist okay, hört mal rein.

PS: Das grosse Risiko, einen noch längeren Text zu schreiben, war wegen der Parallelen zu früheren solchen Gemeinschaften, wie den «Bundy Drive Boys» (im 20. Jahrhundert, ebenfalls am Sunset Strip, mit so Legenden wie John Barrymore, W.C. Fields oder Errol Flynn als Protagonisten), oder den «Hellfire Clubs» im 18. Jahrhundert. Die geneigten Leser recherchieren bitte selbst dazu. Auch dies sind zutiefst eindrückliche Geschichten, die das berauschte Leben schrieb …

Autor

  • Daniel Frey

    Ich habe Freude am Schreiben. Und am Trinken. Und am Schreiben, während ich trinke. Während des Vollmondes oder während des Trinkens verwandle ich mich in meine wölfische Urnatur.

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