Turicum Gin. Äh Rum. Arrrh!

Letztes Update:

Seit mich das Tiki-Fieber gepackt hat, weiss ich Rum mehr zu schätzen. Nun war der Wermutwolf erstmals in seiner jungen Existenz bei einem «Product Launch» dabei. Die Zürcher Turicum Distillery stellte ihre erste Rum-Kreation vor – in der bekannten Tiki-Bar «Mata Hari»!

Eigentlich ist die Turicum Distillery GmbH für ihren Gin berühmt. Auch Wodka gibt es mittlerweile in ihrem Sortiment. Und jetzt also ein Rum. Es ist ein Blend eines 10-Jährigen aus Panama, eines 8-Jährigen aus Barbados und eines 5-Jährigen aus Venezuela. Und natürlich weiteren Ingredienzen, die nicht verraten werden. Der Blend ist jedenfalls sehr süffig und verfügt sowohl über Süsse als auch Holz- und Fruchtnoten.

Im Gespräch mit Master Distiller und Co-Gründer Oli Honegger erklärt dieser, dass auch nur geringste Änderungen im Mischverhältnis sehr grosse Unterschiede im Gesamtergebnis nach sich ziehen. Sie haben über Jahre hinweg unzählige Rums versucht, bis sie letztlich zu diesem Produkt gelangten, das sowohl pur gut zu sippen ist als auch in Cocktails funktioniert.

Bereits auf dem Weg zum Launch-Anlass entdecke ich eine Tiki-Statue. Sie fällt mir zum ersten Mal auf. War die schon immer da?

Apropos Cocktails: Am Launch-Event servierten sie vier verschiedene Cocktails. Ich bestellte natürlich denjenigen mit dem höchsten Tiki-Faktor, den «Jet Pilot». Nebst dem «Turicum Master Blend Rum» sind noch Limette, Grapefruit, Falernum, Bitters und Zimt drin. Gekonnt wird am Schluss die Deko in Brand gesetzt. Und der Drink ist ebenso toll wie die dazu servierte Fruchtschale. Eskapistische Geschmacksexplosionen par excellance …

Und erst zu Hause ist mir aufgefallen, dass ich in der völlig falschen Grundeinstellung zu diesem Anlass gegangen bin. Ich fühlte mich an diesem Tag ziemlich gestresst und bekam es nicht auf die Reihe, alle Unruheherde mental abzulegen und ganz einfach den Moment zu geniessen. Was angebracht gewesen wäre. Denn eben, ich war in einer grossartigen Tiki-Bar. Es hatte gute Leute. Toller Sound. Ich meine, hallo, so sah mein Tisch aus:

In den Gesprächen streiften wir verschiedene Themen. Eins davon, was alle in der Branche immer wieder auf die Palme treibt, sind die völlig übertriebenen Alkoholgesetze in diesem Land. Diese unzähligen übergriffigen «wir beschützen euch so sehr vor allen Gefahren, bis nichts mehr erlaubt ist»-Ungeheuer von Gesetzen. Was stets der Logik folgt: Wir müssen uns an den schwächsten, dümmsten, unselbständigsten Individuen in der Gesetzgebung orientieren. Womit «Normalos» dann logischerweise unverhältnismässig bevormundet werden. Doch nach so langer Zeit von immer mehr und mehr unsinnigen bürokratischen Idiotie-Gesetzen existieren immer weniger «Normalos», und so wird Schwachsinn zur neuen Normalität, je länger je mehr. Wenn man es gut mit den Menschen meinen würde, setzte man seine Kräfte dafür ein, die Menschen zur Mündigkeit zu erziehen, doch in solch einem Utopia leben wir nun mal nicht. Tja …

Dass die Leute in der Alkoholbranche von der Gesetzgebung nicht gerade begeistert sind, könnte man annehmen. Doch auch ausserhalb dieser Bubble, bei Konsumenten, ja sogar bei Leuten, die fast keine alkoholischen Getränke konsumieren, ist die Reaktion meistens völliges Unverständnis. Oft werde ich gefragt, ob ich scherze. Na ja, es wären schlechte Scherze.

Mittlerweile ist der Rum bereits bestellbar, beispielsweise auf ihrer Webseite. Das Tiki-Set mit zwei Halbliter-Tiki-Bechern und Cocktail-Rezept von der «Bar am Wasser» wird etwas später verfügbar sein. Hier das Rezept, auf dessen Umsetzung ich mich schon freue:

Rum, Bananen-Likör, Falernum, Amaro Montenegro, Limettensaft, Kaffee-Bitter und Ananas Soda

Dem Anlass entsprechend zog ich mein Cypress-Hill-Tiki-Shirt an, und bereits auf dem Weg zur Bar wurde ich von einem Passanten angesprochen, der das Shirt bewunderte. Und in der Bar drin gab es weitere Bewunderer. Ich fragte mich, weshalb ich so lange nicht mehr in dieser wundervollen «Mata Hari»-Tiki-Oase zu Gast war. Vielleicht wegen des riesigen Angebots. Oder weil ich nicht mehr so oft im Langstrassenquartier unterwegs bin. Ich werde aber sicher nicht mehr Jahre vergehen lassen bis zu meinem nächsten Besuch.

Als ich gehe, bekomme ich noch einen Goodiebag. Darin sind die Zutaten für einen weiteren der vier Cocktails verpackt, den «Züri Libre». Ganz simpel: Rum, eine frische Limette und eine «Vivi Kola». Ich bin schon ewig kein Cola-Trinker mehr, doch das Schweizer Cola ist irgendwie nicht so extrem süss, und so ist auch der Drink angenehm frisch-sauer. Dankbarkeit überkommt mich, dass ich praktisch täglich solche Sinnesfreuden erleben darf, trotz all der lustfeindlichen Gesetze.

Wir werden «Turicum» nächstes Jahr gerne besuchen gehen. Eigentlich wollte ich schon länger dorthin, da man in ihrem «Gin Lab» unter Anleitung einen eigenen Gin herstellen kann, und ich trage bereits lange Vorstellungen mit mir herum, wie mein perfekter Gin gebaut werden müsste. Ich hätte jedoch nie gedacht, dass dieser Unternehmensbereich einen so beträchtlicher Teil ihres Umsatzes ausmacht, mit etwa 3000 Teilnehmern pro Jahr.

Während der Corona-Zeit, in der sie auch lohntechnisch gut zu ihrem Team schauten, war dies selbstredend lange Zeit nicht mehr möglich, und generell erreichte man nicht mehr die Umsätze der Vor-Covid-Zeit. Sehr viele Leute in der Branche erzählen uns jeweils von der Corona-Massnahmen-Zeit als sehr einschneidende Periode. Es gab ein Davor und ein Danach. Kein Wunder. Opfern wir abends einen Schluck dieses tollen Rums den Tiki-Göttern, auf dass sie uns vor derlei Ungemach beschützen!

PS: Eine andere Rum-Firma (Dictador) beschäftigt in Polen einen KI-Roboter als experimentellen CEO. Nein, das ist kein Scherz, schaut selbst:

«I’m here to help Dictador take over the world.»

Autor

  • Daniel Frey

    Ich habe Freude am Schreiben. Und am Trinken. Und am Schreiben, während ich trinke. Während des Vollmondes oder während des Trinkens verwandle ich mich in meine wölfische Urnatur.

Suche

Wir sind auch sozial

Hesch mer en Stutz?
Werwolf, der um eine Spende bittet

Die traditionelle Medienbranche ist nicht tot, riecht aber schon komisch. Darum machen wir es ganz anders. Wenn Euch unsere Website gefällt und Ihr uns unterstützen wollt, sind wir schon um einen einzigen Franken dankbar. Wir können allerdings nicht versprechen, dass wir ihn nicht für Alkohol ausgeben werden …

Banküberweisung:

IBAN CH05 0900 0000 1611 2200 3

Via twint an:

076 412 27 84


Themen

Absinth Agaven Alkohol Bier Bourbon Buchtipp Cocktail Cognac Diät Entdeckungsreise Event Geschichte Gin Heul doch Humbel Kaffee Kirsch Kneipentour Likör Mein erstes Mal Mezcal News Promi Ratgeber Rezept Rezepte Rum Schlefaz Schweiz Shot Single Malt Tasting Tequila Tiere Trinkspiel Weekend-Briefing Wein Wermut Whiskey Whisky Wissen Wodka Wolfsprobe Wolfstour Zaubertrank


Neu Veröffentlicht

Das hört der Wermutwolf

Abonniere unsere Beiträge

Oder per RSS-Feed: https://wermutwolf.ch/feed/


Wahre Worte

Sich früh zu erheben ist kaum ein Glück. In der frühe zu trinken, ist besser.

Rabelais