Die MACH Consumer ist die grösste Schweizer Konsumstudie. Sie offenbart unter anderem das Trinkverhalten von uns Eidgenossen. Ich wollte wissen, wo wir uns im Alkoholkonsum unterscheiden. Heute heisst es Frauen versus Männer.
Der erste Teil dieser Artikelserie wurde vor beinahe einem halben Jahr veröffentlicht. Mittlerweile gibt es brandneue Daten, publiziert am 3. Oktober 2023. Nochmals in Kürze das Wichtigste bezüglich Vokabular zum Verständnis:
Die Affinität ist ein Wert, der die Nähe (die Beziehung) zu etwas beschreibt. 100 ist der Durchschnitt. Wenn von einer Affinität von 110 die Rede ist, bedeutet das eine zehn Prozent grössere Beziehung zu einem Thema als im Durchschnitt der Bevölkerung. Eine Affinität von 90 meint zehn Prozent weniger Bezug als im Durchschnitt. Die Grundgesamtheit beträgt 7,4 Millionen Menschen ab 14 Jahren, in einem Haushalt, mit Telefonanschluss, stationär oder mobil. Für jede Studienausgabe, welche die «WEMF AG für Werbemedienforschung» in Auftrag gibt, werden tausende Menschen über zahllose Konsumthemen befragt. Der weiteste Konsumentenkreis bedeutet, dass man innerhalb der letzten sechs Monate entsprechend konsumierte.

Heute befassen wir uns mit dem geschlechtsspezifischen Konsum alkoholischer Getränke. Und ja, schon klar, man kann sich mit gefühlt 100 verschiedenen Arten von Geschlechtern identifizieren, doch der Einfachheit halber analysieren wir hier «nur» die beiden biologischen Geschlechter. 88,7 % der Schweizer Männer trinken mindestens ab und zu, während das bei den Frauen 84,9 % sind.
In der Grundgesamtheit der Schweiz existieren circa 80’000 mehr Frauen als Männer (3,72 Mio. vs. 3,64 Mio.), doch im Konsumentenkreis von alkoholischen Getränken gibt es etwa 72’000 mehr Männer als Frauen (3,229 Mio. vs. 3,157 Mio.). Bedeutet, es gibt 152’000 mehr Frauen als Männer, die abstinent leben, jedenfalls gemäss Eigenaussage (563’000 vs. 411’000). Dies zur Illustration der Ausgangslage.

Bier
Selbstverständlich gibt es viel mehr Männer als Frauen, die dem Gerstensaft huldigen, 944’000 mehr, um genau zu sein (3’010’000 vs. 2’066’000), was bei den Männern zu einer Überaffinität von 120 führt, während das bei den Frauen eine Unteraffinität von 81 bedeutet. Das klingt jetzt vielleicht nicht nach sehr viel, doch bei solch breiten Abfragen ist das happig. Zur weiterführenden Klärung dieses Affinitätswerts: Ein schmaler Wert ist beispielsweise der praktisch tägliche Konsum von Alcopops, was auf lediglich 6’000 Männer und 5’000 Frauen zutrifft. Hier können schnell grosse Unterschiede im Affinitätswert erfolgen, da es eine so kleine Gruppe Menschen betrifft. Aber im Millionenbereich sind die Affinitäten in der Regel nicht sonderlich verschieden.

Und trotzdem sprechen wir von über 2 Millionen biertrinkenden Frauen. Wenn wir genauer hinschauen, welche Biermarken sie konsumieren, bieten sich natürlich die beiden Branchenprimusse Feldschlösschen und Appenzeller (z. B. «Quöllfrisch») an. Bei beiden Unternehmen ähneln sich die Werte. Feldschlösschen: 1’089’000 Männer vs. 464’000 Frauen. Appenzeller: 1’062’000 Männer vs. 467’000 Frauen. Affinitäten von ca. 140 zu 60.
Wo es bei den Biermarken viel mehr Frauen als Männer gibt, ist selbstverständlich «Eve». Dort herrscht ein Frauenüberschuss von 155’000. Erstaunlicherweise trinken jedoch auch 73’000 Männer das Frauenbier von Feldschlösschen, mit einer ausgeprägt tiefen Affinität von 49. Eine leichte Mehrheit von Frauen gibt es unter anderem bei «Somersby», das mir zu süss, mit reichlich Eis an einem heissen Sommertag aber sicher geniessbar ist.

Einkaufsort
Wo Männer viel häufiger als Frauen Alkohol erwerben, ist der Manor (102’000, Affinität 150 vs. 36’000, Affinität 51) und am Kiosk (89’000, Affinität 140 vs. 40’000, Affinität 61). Umgekehrt tun Frauen dies im Migrolino deutlich mehr, aber ganz ehrlich, da fällt mir nichts dazu ein, weshalb das so ist.

Und sonst so
Generell sind die Männer bei fast sämtlichen Alkohol-Sorten in der eindeutigen Überzahl, auch affinitätsmässig. Einzige Ausnahmen: Champagner/Prosecco/Sekt (207’000 mehr Frauen) und die eingangs erwähnten Alcopops (63’000 mehr Frauen). Was auch ins Auge sticht, ist, dass sich die Männer-Überzahl bei den stärkeren Drinks wie Whisky, Wodka, Gin, Rum etc. äusserst stark akzentuiert, aber das gehört wohl in die Rubrik «Wasser ist nass»…
Leider, leider lässt sich der Wermut nicht allein auswerten, er befindet sich in der Aperitifs-Gattung zusammen mit Sherry, Portwein und Aperol; bei letzterem tummeln sich wohl vorwiegend Frauen. In dieser Gattung verfügen sowohl Männer als auch Frauen über eine durchschnittliche 100er-Affinität, und auch in absoluten Zahlen ist es beinahe eine Parität (je 2,3 Millionen Konsumenten).

Konsumhäufigkeit
Ja, auch dies läuft vermutlich in der Kategorie «Is ja klar Mensch!»: Bei der Konsumhäufigkeit lässt der Mann die Frau hinter sich. So richtig! Volle Kanne! Quasi. Und in der Kanne ist nicht nur Kaffee … Beim praktisch täglichen Konsum einige Fallbeispiele: Gebrannte Wasser wie Kirsch (46’000 Männer vs. 2’000 Frauen), Wein (435’000 Männer vs. 282’000 Frauen), Bier (600’000 Männer vs. 124’000 Frauen), Gin (26’000 Männer vs. 5’000 Frauen) oder Whisky/Whiskey (37’000 Männer vs. 4’000 Frauen). Bei Rum und Cognac steht bei den Frauen in absoluten Zahlen sogar eine hoffentlich abgerundete Null. Ja, selbst in den eher weiblichen Disziplinen Champagner/Prosecco/Sekt sowie Alcopops gibt es mehr Männer als Frauen, die das Zeugs hochfrequent runterspülen …
Weitere Artikel sind geplant, Alt versus Jung, hohe versus tiefe Bildung, Deutschschweiz versus Romandie, und so weiter. Falls euch einen bestimmten Vergleich interessiert, schreibt uns via info@wermutwolf.ch.
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