Der mexikanische Agavenschnaps ist hierzulande noch immer eher unbekannt. Wir wollen unseren bescheidenen Teil dazu beitragen, dies zu ändern. In diesem Teil dieser Artikelserie suchen wir nach den Mezcals, die nicht nur gut, sondern auch bezahlbar sind. Was bei dieser Getränkegattung eine echte Herausforderung ist.
Wie im letzten Teil dieser Serie angekündigt, geht es heute um einen Tepextate-Mezcal, also erneut um eine Wildagaven-Sorte. Manchmal wird diese Art von Mezcal auch «Tepeztate» geschrieben, ausserdem ist auch sie wie üblich unter unzähligen lokalen Bezeichnungen und Synonymnamen bekannt wie «Pichomel», «Pitzometl», «Maguey Curandero», «Huiscole» oder «Becuela». Der wissenschaftliche Name der Pflanze ist «Agave salmiana», und wie die meisten Agavensorten blüht auch diese nur einmal, nach unglaublichen 15–25 Jahren, und stirbt danach. Aus Zentral- und Südmexiko stammend, ist sie mittlerweile auch in Teilen Südeuropas und Südafrikas heimisch. Sie wird zur Produktion von Mezcal und Pulque benutzt, wächst auf Steilhängen und steinigen Böden.

Der vertikale Blütenstiel wird in der Regel um die vier Meter hoch. Offenbar gab es aber auch schon Exemplare, die viermal so hoch waren. Diese Pflanze ist also von eindrücklicher Statur. Der Produzent dieses Spirits hat auf seinem YouTube-Kanal einen kurzen, hübschen Clip, der die wichtigsten lokalen Agavensorten präsentiert:
Der Name des Produzenten, «Mala Idea» (= schlechte Idee), leitet sich davon ab, dass es ein Tribut an alle Menschen sei, die ihren Leidenschaften folgen, ungeachtet der Risiken. Der Schnaps schmeckt uns gut, ist fruchtig-süsslich, würzig, mineralisch, leicht salzig, fast gar nicht rauchig und im Gegensatz zu anderen Mezcals dieser Agavensorte nur minimal pfeffrig. Er lässt sich beispielsweise gut zu Oliven und Käse sippen. Lassen wir nun noch den Mezcalero zu Wort kommen:
https://www.facebook.com/MezcalMalaIdea/videos/1864504930503057/

Erneut befinden wir uns im Bundesstaat Oaxaca, dem Heartland des Mezcals. Genauer gesagt in Santiago Matatlán. Man beachte die Beschriftungen auf Google Maps. Eine Mezcal-Produktionsstätte folgt der nächsten…:

Die deutsche «taz» hat vor etwas über zehn Jahren einen Artikel über diese «Welthauptstadt des Mezcal» geschrieben, und schon damals war die Rede von exponentiell steigenden Agavenpreisen. Jedenfalls – ich gebe es zu – musste ich bei diesem Abschnitt herzhaft lachen:
«In Santiago Matatlán geschieht die Mezcalproduktion noch auf offener Strasse. Überall rauchen Agavenherzen, Esel treiben die Mühlen. Fliegen laben sich an den nussbraunen Stückchen vergorenen Agavenfleischs. Die Brenner laden ein, von jedem Arbeitsschritt zu probieren und von den unterschiedlichen Sorten des Mezcal: von der ersten, fast transparenten mit bis zu 60 Prozent Alkoholgehalt, bis zur letzten, die gelb wie Apfelsaft ist und nur noch fünf Prozent hat. Der Schnaps wird durch Bambusrohre direkt aus den Fässern gesogen. Noch niemand scheint auf die Idee gekommen zu sein, das unhygienisch zu finden. Oder dass es irgendwie scheisse ist, den durchkommenden Autofahrern einen Schnaps nach dem anderen anzubieten. In Santiago Matatlán wird der torkelnde Gang zum Wagen mit einem Lachen quittiert. Es wird einem ja eh niemand auf der Landstrasse entgegenkommen.»

Der «Mala Idea Tepextate» befindet sich mit 45 Alkoholprozenten für einen Mezcal eher am unteren Ende des Spektrums, alles andere als ein Feuerwasser, sondern ist sehr zugänglich. Wir haben ihn wie meistens bei «Casa del Tequila» erworben, die den Produzenten wie folgt zitieren:
«Mezcal Mala Idea kreiert ihren Mezcal, wie er seit 400 Jahren gemacht wird. Wir kochen unsere Piñas im Lehmofen und entfernen sie im richtigen Moment. Wir zerkleinern die gekochten Agaven mit einem 1,5 Tonnen schweren Tahona-Rad, das von unserem Pferd gezogen wird, und führen einen Gärungsprozess unter freiem Himmel durch, bei dem 90–118 Stunden lang wilde Hefen verwendet werden.»
Wie erwähnt, muss man sich für dieses Agavendestillat nicht verschulden. Er kostet 84 Franken und ist damit im tiefen Bereich der hiesigen Preise für solide Mezcals angesiedelt. Wir finden: ein gutes Preis-Leistung-Verhältnis. In den USA ist er teilweise für unter 40 Dollars zu haben, obwohl, das will man eigentlich lieber nicht wissen. Normalerweise kosten Tepextate- mehr als die üblichen Espadin-Mezcals, weil die Agaven ungefähr dreimal so lang benötigen, bis sie erntereif sind. Das muss man sich bewusst sein beim Trinken: Diese spezifische Pflanze ist ein Generationenprojekt. Nicht runterstürzen, sondern in aller Gemütlichkeit geniessen! Enjoy!
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