Entdeckungsreise Mezcal – Topanito Tobalá

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Ein guter Mezcal ist ein wildes Geschmackserlebnis. Er vereint traditionelles Handwerk mit einer Pflanze, die erst nach vielen Jahren geerntet wird. Begleitet uns auf dieser aufregenden Reise zu Mexikos Agavenschnäpsen.

Wir nennen diese Rubrik zwar «Entdeckungsreise Mezcal», doch viele Produkte, die wir hier porträtieren, tragen nicht diese Bezeichnung, da die Mezcal-Zertifizierung ein teurer Prozess ist und ein paar Tausend Franken kostet, was sich nicht jeder kleinbäuerliche Produzent leisten kann. Doch auch wenn sich diese Marken «Agavendestillate» oder dergleichen nennen, bleiben sie doch Mezcals resp. Magueys, wie sie traditionell heissen.

Das trifft aber nicht auf den Topanito zu, den wir hier thematisieren. Nachdem wir in der letzten Folge dieser Rubrik über den feurigen Vago geschrieben hatten, geht es nun um einen geschmeidigeren Spirit. Er nennt sich «Mezcal Artesanal Blanco, 100% Maguey Tobalá» und kommt doch mit 49 Alkoholprozenten daher. Im Allgemeinen würde ich die erschwinglichen Produkte dieser Destillerie eher für Cocktails benutzen. Nicht aber ihre Wildagaven-Serie.

Es existieren um die 300 Agavenarten. Diese hier trägt den wissenschaftlichen Namen Agave Potatorum. Sie ist in höheren Lagen um die plus/minus 1700 Meter zu finden und gehört zu den kleineren Agaven. Sie gilt als gefährdet, da sie sehr beliebt ist – die viertmeist genutzte Agavenart nach Espadin, Cupreata und Cuish (wobei Espadin 90 % von allen Arten ausmacht) – und insofern eine Überernte stattfindet. Sie benötigt die Hilfe gewisser Vögel und Fledermäuse, um ihre Samen zu verbreiten.

Gerade weil Tobalá, «Agave Potatorum», seltener und kleiner als Espadin ist, ungefähr ein Achtel der Grösse der Espadin-Agaven hat, und mehr Exemplare davon für die Endprodukte benötigt werden, ist diese Sorte von Mezcals oft teurer. Den «Topanito» haben wir aber bei Casa del Tequila für bezahlbare 79 Franken ersteigert, obwohl er auf 600 Flaschen limitiert ist. Meinen bisherigen Lieblings-Mezcal, den Crescent Moon von Beu Spirits (Tobalá & Cuishe), bekommt man für 97 Franken. Und dann gäbe es natürlich auch noch die berühmte Marke «Del Maguey», deren Wild Mountain Tobalá-Mezcal für satte 125 Franken zu ersteigern ist.

Wie üblich findet man unseren «Topanito Tobalá» in Deutschland klar günstiger, so um die 55 Franken. Bei Paul Ullrich dagegen ist er deutlich teurer und kostet Fr. 97.50. Jedenfalls sind gute Mezcals (keine Massenware, nicht verwässert) in der Schweiz erst ab mindestens circa 70 bis 80 Franken pro 7 dl erhältlich. Aus diesem Grund versuche ich gerade herauszufinden, welche guten Mezcals für erschwingliche Preise zu haben sind. In Bälde werde ich weitere solche Produkte beschreiben, die mich sehr begeistern.

Der «Topanito» kommt aus der Destileria Amantes De Lo Ajeno in Tlacolula De Matamoros, die wie die Produzenten der meisten Mezcals, im Bundesstaat Oaxaca liegt – einem von zehn Bundesstaaten, die ihre Agavendestillate Mezcal nennen dürfen.

Die Azteken nannten den Sitz ihrer Götter «Topan», und da Mezcal ein Geschenk des Himmels ist, bedeutet jeder Schluck «Topanito» ein kleines göttliches Geschenk. Soweit der PR-Sprech. Uns schmeckt dieser spezifische Mezcal aber tatsächlich sehr gut, das Preis-Leistung-Verhältnis ist ansprechend. Der botanische Name «Agave» leitet sich vom altgriechischen Wort αγαυός (agavos) für edel, prachtvoll oder erhaben ab. Und für uns beim Wermutwolf passen diese Beschreibungen zu diesen Spirits perfekt!

Der «Topanito Tobalá» schmeckt nach Kaffee, Tabak, Kirschen, Beeren, Minze und Rauch. Diese Agavensorte, die 12 bis 15 Jahre lang reift, bietet ein wunderbares blumig-fruchtiges Aroma. Im Abgang ist auch etwas von dunkler Schokolade zu schmecken, was herrlich mit meiner kürzlichen Gewohnheit harmoniert, abends gewisse Rosmarin-Meersalz-Crackers mit dunkler Schokolade zu mischen. Dies, zusammen mit so vielen grossartigen Mezcals geniessen zu können, erfüllt mich regelmässig mit grosser Dankbarkeit. War das Konstantin Wecker, der gesagt hat «Wer nicht geniessen kann, ist ungeniessbar.»? Das stimmt zweifellos, und mit solchen Leckereien fällt dies so gar nicht schwer.

Mayahuel, die aztekische Schöpfungs-/Fruchtbarkeitsgöttin, die mit Maguey assoziiert wird.

Der Tobalá-Mezcal gehört also zu Topanitos Wildagaven-Serie. Grundsätzlich führen Sie in ihrem Sortiment ihre Tequilas (zwei ungelagerte Blancos sowie einen für mindestens sechs Monate in amerikanischen Weisseichen-Fässern gelagerter Reposado), zwei Espadin-Mezcals und dann eben auch noch die Wildagaven-Serie, in der es nebst dem Tobalá-Mezcal auch noch einen Cuishe- sowie einen Tepeztate-Mezcal gibt. Letzterer wird aus Agaven gemacht, die unglaubliche 22 bis 30 Jahren reifen. Beim nächsten Mal stelle ich einen Mezcal aus dieser Kategorie vor.

Autor

  • Daniel Frey

    Ich habe Freude am Schreiben. Und am Trinken. Und am Schreiben, während ich trinke. Während des Vollmondes oder während des Trinkens verwandle ich mich in meine wölfische Urnatur.

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