Nach seiner desaströsen Niederlage in der Schlacht bei Waterloo musste Napoleon Bonaparte seine letzten Lebenstage auf einer der entlegensten Inseln der Erde verbringen: Die siegreichen Briten verbannten ihn aufs trostlose Eiland St. Helena. Viel mehr als lesen, schreiben, essen und trinken kann man dort nicht tun – und das tat Napoleon reichlich.
Im Südatlantik – 1859 Kilometer von Angola in Afrika und 3286 Kilometer von Brasilien in Südamerika entfernt – und nur 123 Quadratkilometer gross: St. Helena ist bestimmt nicht die Traumdestination eines französischen Kaisers. Doch genau dorthin haben die Briten Napoleon Bonaparte nach seiner Niederlage in der Schlacht bei Waterloo verfrachtet. Das Eiland gehört auch heute noch zum britischen Überseegebiet St. Helena, Ascension und Tristan da Cunha.


Kein Wunder meinte Napoleon beim ersten Blick auf die Insel: «Das ist kein schöner Ort. Ich wäre besser in Ägypten geblieben.». Mit einer paradiesischen Karibikinsel hat St. Helena so viel gemein wie ein Schweinestall mit einem Luxushotel; schroffe Felsen und ein 800 Meter hohes Gebirge – der perfekte Regenfänger für die feuchte Atlantikluft. Er könne keinen Schritt machen, ohne vor Nässe zu triefen, soll sich Napoleon beschwert haben. St. Helena sei eine Insel, auf der man während des grössten Teils des Jahres weder Sonne noch Mond sieht. «Immer nur Regen und Nebel! Ich hasse Longwood!», reklamierte er.

In Longwood House war Napoleon untergebracht, einem abgehalfterten Landsitz mit Wänden aus Lehm und Stroh und zahlreichen Ratten als Mitbewohnern.
Auch die menschliche Gesellschaft war alles andere als angenehm: Nebst 4200 zivilen Einwohner befanden sich auf dem Eiland 2500 Militärs zu Napoleons Bewachung. Nein, die Briten meinten es mit ihm wirklich nicht gut.

So erstaunt es nicht, dass sich Napoleon seine düsteren Tage mit Alkohol versüssen musste, und zwar mit reichlich Alkohol. Den verweigerten ihm die Briten immerhin nicht. Die folgenden Angaben stammen von Lally Brown aus dem Blog der Historikerin Catherine Curzon. Sie hat sich intensiv mit der Zeit Napoleons auf St. Helena beschäftigt, selbst dort gelebt und viele historische Manuskripte konsultiert. Zur täglichen Ration für Napoleon und sein 24-köpfiges Gefolge aus Dienern, Generälen und adligen Begleitern mitsamt Familienanhang zählten:
- 10 Flaschen Claret
- 1,5 Flaschen Madeira
- 3 Flaschen Vin de Grave oder Sauternes
- 1 Flasche Champagner
- ½ Flasche Constance du Cap
- für die Diener: 38 Flaschen Wein sowie je 3 Bier und 3 Cider
Zusätzlich gabs monatlich:
- 12 Flaschen Brandy
- 6 Flaschen Rum
- 6 Flaschen Malaga
Die täglich erlaubte Alkoholmenge variierte während Napoleons Verbannung, nahm gegen Ende hin aber eher zu. Von den 24 Personen waren elf Napoleons Diener. Damit bleiben mit Napoleon noch 14 Personen, darunter einige Kinder. Das gibt ein schönes Schlückchen Alkohol für den einen oder anderen. Und da glücklicherweise Gérard Depardieu nicht mit auf der Insel war, blieb sicher mehr als genug für Napoleon Bonaparte übrig.

Auch die Diener mussten nicht darben: Die Gräfin Bertrand soll sich jedenfalls darüber beklagt haben, dass ihr Koch immer betrunken war; oft zu betrunken, um das Essen zuzubereiten. Und auch die Stallknechte und Postillione seien häufig so betrunken gewesen, dass es für den Kaiser absolut unsicher sei, mit seiner Kutsche auszufahren.
Wenn Ihr noch mehr über Napoleon Bonaparte erfahren möchtet, empfehle ich Euch den wunderbaren Film «Waterloo» aus dem Jahr 1970:
Ich bin natürlich auch auf den neuen «Napoleon»-Streifen von Ridley Scott gespannt, der ab Ende November 2023 in die Kinos kommt:
In Buchform ist die 863 Seiten starke Biografie «Napoleon: ein Leben» von Adam Zamoyski unbedingt eine Empfehlung wert.
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