Wermutwölfe brauchen nicht nur Stoff fürs Gemüt, sondern auch fürs Hirn. Darum stellen wir Euch Bücher vor, die uns besonders gut gefallen. Man kann sie zwar nicht trinken, aber sie handeln zumindest vom Trinken.
Wie Ihr mittlerweile sicher gemerkt habt, bin ich kein Fan von Cocktails (die Gründe gibts hier). Warum stelle ich dann ein Buch über Cocktails vor? Weil ich die Geschichte und die Kunst dahinter spannend finde. Und wenn es ein derart gut gemachtes Buch wie «Cocktail Codex» ist, bekomme ich sogar Lust, wieder einmal einen Drink zu schütteln (so geht es mir übrigens auch beim Lesen von Danis Freyhänder-Rubrik).

«Cocktail Codex» überzeugt bereits bei der Aufmachung: edles Hardcover, mit griffigem Umschlag, 1,5 Kilogramm schwer, Grossformat (24,31 × 2,74 × 25,83 cm) und 320 Seiten dick. Dieses Buch gibt etwas her – auch punkto Inhalt.

Verantwortlich für den Inhalt zeichnet sich das Trio Alex Day, Nick Fauchald und David Kaplan. Alex Day und David Kaplan sind Mitbesitzer der New Yorker Bar «Death & Co.», die in den USA im letzten Jahrzehnt das Cocktail-Revival befeuert hat – mit klassischen, sorgfältig gemachten Drinks, einfallsreichen Neu-Kreationen und innovativem Handwerk. Nick Fauchald ist unter anderem Redaktor bei «Food & Wine» und «Wine Spectator». Wissen und Können für ein gutes Buch ist also genug vorhanden.

Und das merkt man. Der «Cocktail Codex» ist mit viel Liebe gemacht. Er verfolgt ein ganz einfaches Ziel: Das Werk liefert alles nötige Wissen über Handwerk, Alkoholika und Rezepte, die man als moderner (Hobby-)Mixologe benötigt. Was nicht drin ist: seitenlange Ausführungen über den richtigen Mixbecher, Löffel, Siebe etc. Dazu gibt es aber genügend andere Standardwerke wie etwa Schuhmann’s Bar. Genial ist die Herangehensweise: Die drei Autoren haben alle Cocktails auf sechs Basis-Drinks heruntergebrochen:
- The Old Fashioned
- The Martini
- The Daiquiri
- The Sidecar
- The Whisky Highball
- The Flip
Diese werden ausgiebig im Original und in kreativen Varianten vorgestellt. Davon ausgehend lernt man zahlreiche weitere Cocktails kennen. Wer einen Martini mixen kann, weiss auch einen Manhattan zu kredenzen, denn die Basisformel ist dieselbe. Eine Bloody Mary ist nur eine Variante des Whisky Highball … und so fort. Diese Methode hilft nicht nur, klassische Cocktails besser zu verstehen und deren Rezepte zu merken, sondern auch ganz neue Rezepte zu entwickeln.

Aufgelockert werden die zahlreichen leckeren Rezepte mit viel Hintergrundwissen: Es gibt Spirituosen-Empfehlungen zu allen wichtigen Kategorien (Whisky, Wodka, Tequila, Fruchtbrände etc.), Materialkunde und viel technisches Wissen (eigenen Sirup herstellen, Kohlensäure verwenden, Eis richtig einsetzen, Infusionen machen usw.); das alles immer auf leicht verständlichem Niveau, mit vielen erklärenden Bildern. Abgerundet wird das Ganze mit witzigen und spannenden Gastkommentaren.

Einziger Wermutstropfen: Momentan gibts den «Cocktail Codex» nur in Englisch. Wer dieser Sprache mächtig ist, sollte unbedingt einmal einen Blick in das Buch werfen. Es kostet zum Beispiel bei Ex Libris Fr. 40.40.
Zum Schluss lassen wir noch den sympathischen David Kaplan über sein eigenes Buch zu Wort kommen, der übrigens zu Hause nie einen Drink mixt:
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