Tag des Cocktails? Ohne mich!

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Der Wermutwolf schreibt Meinungsfreiheit und Diversität gross: Wir mögen jeden Alkohol, egal welcher Herkunft und welche Farbe. Darum halte ich einen «Welt Cocktail Tag» für überflüssig. Cocktails sind nur eine Art, Alkohol zu trinken – und nicht mal die beste.

Auch ich mag gelegentlich einen Cocktail; allerdings die Klassiker wie Whisky Sour, Manhattan, Old Fashioned, Martini und Negroni. Hier schmeckt man zumindest die Grundzutat(en) und den Alkohol. Verwässertes, Fruchtsäfte mit ein paar Tropfen Alkohol oder gar Fruchtsalate im Glas sind mir ein Gräuel. 

Zwei Cocktailgläser
Cocktail oder Fruchtsalat?

Hochprozentiges trinke ich am liebsten so, wie Gott es schuf. Sogar unser Mix-Maestro Dani «The Freyhander» gibt zu, dass sein liebstes alkoholisches Getränk ein Tequila extra añejo ist. Pur. Ohne Eis. Ohne Schnickschnack. Darum muss ich Euch am «Welt Cocktail Tag» leider die Laune verderben und den Muffi-Schlumpf spielen. Ich verrate Euch fünf Gründe, warum ich Cocktails hasse.

Muffi-Schlumpf
Muffi-Schlumpf würde sagen: «Ich hasse Cocktails!» Quelle: amazon.de

1. Eis tötet den Geschmack

Eis gehört zum Cocktail wie Wermut zum Wermutwolf oder Kirsch zum Fondue oder Mick Jagger zu den Rolling Stones. Es erfüllt mehrere Funktionen: Eis belebt das Getränk, es sorgt dafür, dass Sodawasser nicht schal wird, es verdünnt den Alkohol und macht ihn so trinkbarer und es zügelt die unangenehmen Alkoholnoten (unter -3 Grad Celsius schmeckt man gar keinen Alkohol mehr). Das alles hat aber einen grossen Haken: Kälte ist ein Feind der Aromastoffe. Es ist der böse Gefängniswärter, der sie in den finstersten Kerker schliesst. Darum müssen Glacés und kulinarische Abartigkeiten wie Slushies extrem stark gezuckert werden, damit wir sie als süss und fein empfinden. Ein Cocktail wird oft bis zum Gefrierpunkt gekühlt. Dadurch gehen viele Geschmacksnuancen verloren. Probiert es aus: Trinkt Euren Lieblingscognac, Whisky oder Tequila mit und ohne Eis. Wer den Geschmack einer Spirituose nicht gerne hat, sollte vielleicht darauf verzichten oder einen anderen Schnaps probieren. Ich friere Rosenkohl auch nicht ein, damit ich ihn runter kriege.

Viel Eis ist nur für Eisbären gut:

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2. Nicht warten, sondern Geniessen

Das Zubereiten eines guten Cocktails dauert. Ich habe keine Geduld, wenn ich Durst habe. Wie viele Wodkas kannst Du bestellen, bis Du endlich den sorgfältig, liebevoll, mit höchster Kunst zubereiteten Cocktail in der Hand hältst? Das wäre mal etwas für unser Weekend-Briefing. Und kaum steht der Cocktail auf dem Tresen, muss man ihn hinunterstürzen, denn er wird von Sekunde zu Sekunde schlechter. Die Wärme und das schmelzende Eis setzen den Verwesungsprozess in Gang. Trinke ich einen Whisky pur, bleibt er stundenlang jung und frisch. Ich kann ihn in genau in meinem Tempo geniessen. Wahrscheinlich ist der Shot die beste Cocktailform; so wie ihn der Barkeeper perfekt zubereitet hat, wird er gleich heruntergestürzt.

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3. Nur die zweite Wahl

Ein guter Schnaps kostet. Darum steckt in Cocktails sicher kein 30-jähriger Single Malt, das würde ihn unbezahlbar machen. Man lässt Mick Jagger auch nicht in der hintersten Reihe des Kirchenchors auftreten … aber vielleicht Justin Bieber. In Cocktails kommt deshalb oft nur die zweite Wahl zum Einsatz: der Absolut Vodka und nicht der teure, feinere Crystal Head.

Mit teurem Schnaps wäre dieser Drink unbezahlbar:

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4. Viel zu teuer

Cocktails reissen trotz eher günstigem Alkokol ein Loch ins Portemonnaie. Schliesslich muss der hippe Mixologe, der Basilikum aus biologischem Anbau aus Genua und der von Hand hergestellte Demerara-Zuckersirup bezahlt werden. Für den Preis eines guten Cocktails erhalte ich auch ein Glas 16-jährigen Lagavulin oder einen José Cuervo Reserva de la Familia. Mich müsst ihr nicht fragen: Ich weiss, wovon ich mehr habe.

Zahlt man den Alkohol oder die Selbstverwirklichung des Barkeepers?

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5. Der Risikofaktor

Mit einem Barkeeper ist es wie mit dem Coiffeur oder Arzt. Man muss ihn kennen und ihm vertrauen können, sonst geht es schief. Verirre ich mich spontan in eine Bar, weiss ich nie, was mich hinter dem Tresen erwartet. Ist es der angehende Cocktailweltmeister oder ein verhinderter Fussballer, der mit seinen Kollegen die Eiswürfel ins Glas kickt (ist mir in Griechenland passiert). Bekomme ich einen guten Cocktail oder einen Fruchtsalat?

Schlechter Barkeeper = schlechter Drink:

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Autor

  • Sascha Zäch

    In jedem steckt ein Wermutwolf. Mit ihm entdecke ich neue Geschmacks- und Geisteswelten. Ausserdem habe ich eine alchemistische Ader und stelle gerne eigene Zaubertränke her.

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