Wermutwölfe heulen gerne – und wenn wir damit loslegen, so richtig, zum Beispiel über Hirnflatulenzen wie alkoholfreier … Alk. Was mit alkoholfreiem Bier (Gerstensuppe) begann, ist ausgeartet; es gibt alkoholfreien Wein (Traubensaft), alkoholfreien Champagner (Traubensaft mit Kohlensäure), alkoholfreien Gin (Kräutertee), alkoholfreien Whisky (Sirup mit Holzgeschmack) usw. usf. Wer will das? Und vor allem: Wer trinkt so etwas?
Kürzlich habe ich den Film «Her» geschaut. Darin verliebt sich Joaquin Phoenix in ein Computerbetriebssystem mit weiblicher Stimme, eine Art Siri oder Alexa.
Dieser Film zeigt die Absurdität unserer Zeit: Wir fürchten uns vor dem echten Leben, vor der Achterbahnfahrt einer realen Beziehung mit ihren Höhen und Tiefen. Deshalb flüchten wir in eine unechte Welt. Wie in einer Beziehung ist es mit Alkohol; er kann Dich in den siebten Himmel heben oder Dir einen höllischen Kater bescheren. Heutzutage wollen wir alles Schlechte vermeiden und verpassen gleichzeitig die prickelnd-schöne Aufregung der realen Welt. Zu unserer persönlichen Entwicklung gehört es, den Umgang mit Enttäuschung, Schmerz und Trauer zu meistern. So lernen wir, Freude, Ekstase und Liebe umso mehr zu schätzen.

Wenn man dem Alkohol seine Seele nimmt, ist es kein Alkohol mehr; eine Spirituose ohne Spirit. Es fehlen seine guten und schlechten Eigenschaften. Er wird zur geistlosen Massenware, die ich uneingeschränkt und jederzeit konsumieren kann; die Hersteller freut es, unseren Körper je nach Zuckermenge und Konservierungsstoffen weniger. Es gibt aber kein schmerzhaftes Zuviel, das mir nach wenigen Stunden einen üblen Kater beschert. Ich mache keine Dummheiten, die ich am nächsten Tag vergessen habe. Ich lerne allerdings auch nicht meine Grenzen kennen – genauso wenig die wohlige Wärme eines warmen Punsches im Winter, den Taumel eines rauschenden Festes oder den inspirierenden Funken von zwei Glas Wein.

Es geht mir nicht um die Verharmlosung von Alkohol, sondern darum, den richtigen Umgang mit der Gefahr zu lernen. Die Beherrschung des Feuers. Wer das nicht will. Gut. Doch nennt das Zeug bitte nicht Gin, Whisky, Bier oder Wein (und stellt es nicht in die gleichen Regale. Verwechslungsgefahr!). Denn das ist es nicht. Nennt das Kind beim Namen und sagt ihm Tee, Limonade, Traubensaft, Sirup oder was immer es ist. Und verlangt einen anständigen Preis dafür. Okay, wer über 20 Franken für eine Flasche Sirup oder Tee bezahlen möchte, ist wohl selbst schuld.
Übrigens: Ich habe ausser alkoholfreiem Bier (aus Versehen) und Rimus (als Kind) noch nie Alk ohne Alk getrunken und werde es auch nicht. Solche Nutzerkommentare bei Migipedia reichen mir:
«Zuerst wirkt der Whiskey sehr wässrig, dann kommt eine Note Whiskey und nachher eine komische Schärfe eher an Chili erinnernd. Pur absolut kein Genuss. Da man 24 Fr nicht einfach stehen lässt, mit ein wenig gezuckerte Kondensmilch gemischt und so lässt es sich trinken. Oder vielleicht für eine Créme verwenden. Nochmals kaufen, nein Danke»
«PFUI GEIER!!!!!!»
«In der Nase noch ein erstaunlich guter Whisky-Geschmack. Zum Trinken aber eine Katastrophe. Einfach nur gefärbtes Zuckerwasser. Als solches viel zu teuer.»
«23.95 für Wasser. Cool 😉 Geschmack nicht überzeugend. Idee ist interessant.»
Und auch die witzige Truppe vom «Whisky Tribe» kann diesen Getränken nichts abgewinnen:
Ich habe fertig! Flasche leer!
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