Weekend-Briefing (14)

Letztes Update:

In dieser Rubrik findet Ihr Art und Weisen, wölfisch-gewagt ins Wochenende zu starten. Früher war das eine freitägliche Rubrik. Für viele beginnt das Wochenende jedoch erst samstags (hallo Detailhandel!) – falls überhaupt (hallo Gastro!). Eben, also hallo Saturday-Night-Fever-Folks!

Für die heutigen Anweisungen benötigst du eine Flasche Absinth. Sascha hatte in diesem Absinth-Artikel über die verschiedenen Verwässerungspraktiken geschrieben. Etwa zwei Drittel runterscrollen; unter dem Unboxing-Video findet sich die Stelle. Zuerst macht er auf tolerant und meint, man solle mit unterschiedlichen Wasseranteilen experimentieren, bevor er sein diktatorisches Chefredaktoren-Gesicht offenbart – mit der Bemerkung, dass man FÜR DIE PERFEKTE TRINKSTÄRKE den Louche-Effekt anwenden solle, also so viel Wasser in die Spirituose giessen, bis es milchig-weiss oder grün verfärbt, was bei 40 Volumenprozenten passiert.

Okee okee, DIE PERFEKTE TRINKSTÄRKE also … Da ich ja mit Sascha regelmässig alkoholtechnisch um die Häuser ziehe und auch kürzlich gemeinsam mit ihm Absinth verkostet hatte, weiss ich, dass das für mich überhaupt nicht die perfekte Trinkstärke ist. Ich bevorzuge weniger Wasser in meinem Feen-Glas, und ich glaube nicht, mit dieser Technik weniger Geschmacksnoten mitzukriegen. Heute wirst du herausfinden, was für dich stimmt. Vielleicht ist es ja auch nicht diese ominöse PERFEKTE TRINKSTÄRKE … ts ts ts …

Du holst dir jetzt eine Flasche Absinth und vier Gläser. Du schenkst in jedes Glas gleich viel Absinth ein. Es sollte einfach noch Platz für (kaltes) Wasser darin haben. Das erste Glas lässt Du anschliessend unverändert, pur, so stehen. Beim zweiten Glas gibst Du lediglich 3 bis 4 Tropfen Wasser dazu, beim dritten Glas etwas mehr und beim vierten Glas so viel, dass dieser suspekt-französisch klingende Effekt eintritt, bei dem angeblich die PERFEKTE TRINKSTÄRKE erreicht wird.

Du wirst die vier Gläser jetzt natürlich nicht im Tempo des gehetzten Waldaffen runterspülen, nein, Du tust das ganz entspannt innert knapp sechs Minuten, während Du dir dieses Video von einer Katze anschaust, die mit einer Action-Kamera ausgestattet wurde:

Vermutlich wirst du dir dabei dieselbe Frage stellen wie Kommentator @LEGO-ENJOYER: «Wieso kann das nicht mein Leben sein?»

Nun sollte bei korrekter Anwendung zweierlei passiert sein: Du fühlst dich den knuffigen Fellnasen (noch mehr) verbunden, und Du hast leicht bis mittel bis heieiei einen sitzen. Also ziehst Du Dir nun deine eigene Action-Kamera auf die Stirn, den Kopf. Falls du keine besitzt, kein Problem, Du klebst dir einfach dein Smartphone über, im aktiven Video-Modus.

Du wirst nun auf allen Vieren – eine Katze möglichst detailgetreu imitierend – durch Deine Wohnung streunen, neugierig untersuchend, was es am Boden, um die Ecken, in den anderen Zimmern, alles Interessantes zu entdecken gibt. 2 bis 3 Minuten genügen. Falls Du 20 bis 30 Minuten machen willst, umso besser. Und falls Du einen Hund oder eine Katze besitzt, werden sie Dir für diese Erfahrung dankbar sein, mit Dir die gleiche Perspektive zu teilen, nicht immer so von oben herab angesprochen zu werden, denn seien wir mal ehrlich: Das gebührt eigentlich den majestätischen Tieren.

Meine Katze weiss genau, was die PERFEKTE TRINKSTÄRKE für mich ist …

So, das wäre geschafft. Du hast dir einen weiteren Absinth verdient. Trinke ihn so, wie es für Dich vorhin am besten geschmeckt hat. Vielleicht war das ja sogar – Gott behüte – nicht in der PERFEKTEN TRINKSTÄRKE …

Du schickst das Video deines Katzengangs nun an Deinen Partner, Deine Partnerin, Deine Eltern oder Deinen Boss.

Jetzt liest Du das folgende Katzengedicht von Charles Beaudelaire, der ein grosser Absinth-Fan gewesen ist:

Komm, schöne Katze, und schmiege dich still
An mein Herz, halt zurück deine Kralle.
In dein Auge ich träumend versinken will,
Drin Achat sich verschmolz dem Metalle.
Wenn meine Hand liebkosend und leicht
Deinen Kopf und den schmiegsamen Rücken,
Das knisternde Fell dir tastend umstreicht
Sanft, doch berauscht vor Entzücken,
Dann seh‘ ich sie. Und ihres Blickes Strahl
Er scheint dem deinen, schönes Tier, zu gleichen,
Ist tief und kalt, scharf wie geschliffner Stahl,
Und feine Düfte fühl‘ ich zitternd streichen,
Gefährlich süssen Hauch, der gluterfüllt
Den braunen Leib von Kopf zu Fuss umhüllt.

Du schenkst Dir nun noch einen weiteren Absinth ein, doch mit meiner bevorzugten Verwässerung, also nur 3 bis 4 Tropfen Wasser dazugebend. Das war vorhin Glas Nummer 2, aber vielleicht hast Du mittlerweile vergessen, wie das schmeckte. Während Du Dir folgende Fragen stellst, versuchst Du jetzt nochmals diese Absinth-Wasser-Variation, welche die WIRKLICH PERFEKTE TRINKSTÄRKE IST:

  • Was meinte er damit, dass sich Achat mit Metall im Katzenauge verschmolz?
  • Ganz genau wie fest war er in seine Katze verliebt?
  • Hat er bei den letzten drei Zeilen seine Katze mit Cannabis oder Opium angehaucht? Zuzutrauen wäre es dem alten Drögi ja …

Du bist nun bereit für das Wochenende. Cheers!

Autor

  • Daniel Frey

    Ich habe Freude am Schreiben. Und am Trinken. Und am Schreiben, während ich trinke. Während des Vollmondes oder während des Trinkens verwandle ich mich in meine wölfische Urnatur.

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