Um Melissengeist herzustellen, musst Du weder Nonne noch Mönch sein. Wir mischen in unserem Zauberkessel auch nicht die medizinisch-starke Variante mit ihren 13 Heilpflanzen, sondern eine einfache, leckere Version, bei der die feine, gesunde Zitronenmelisse die Hauptrolle spielt.
Der «Klosterfrau Melissengeist» ist Euch vielleicht bekannt – ein Mittel gegen «innere Unruhe, Schlafstörungen, Nervosität, Magen-Darmbeschwerden, Wetterfühligkeit und Muskelbeschwerden», das innerlich und äusserlich angewendet wird. Es enthält 13 Heilpflanzen und wuchtige 79 Volumenprozent Alkohol. Darum wird es nur in kleinen Mengen (mit Wasser verdünnt) eingenommen.

Gegen viele der oben genannten Beschwerden hilft die Zitronenmelisse … und sie ist erst noch sehr lecker, da sie – der Name sagt es schon – zitronig-frisch schmeckt. Kein Wunder lieben die Bienen ihre Blüten (Melissa ist das altgriechische Wort für «Biene»). Sie wird übrigens auch Nervenkräutel, Frauenwohl und Herztrost genannt; alles Bezeichnungen für ihre Heilkräfte. Die Zitronenmelisse wirkt entkrampfend, beruhigend, antibakteriell und antiviral. Schon in der Antike (und wohl auch viel früher) nutzte man sie deshalb als Medizin.

Sie wird auch zum Würzen von Speisen genutzt, als Tee getrunken oder eben in Alkohol mazeriert (Aromen und Wirkstoffe der Pflanze werden im Alkohol gelöst); so steckt die Zitronenmelisse nicht nur im «Klosterfrau Melissengeist», sondern oft auch im Absinth.
Wo bekommt Ihr Zitronenmelisse? Falls Ihr einen Garten habt, wächst sie dort vielleicht schon; denn sie fühlt sich auch in der Schweiz wohl und vermehrt sich meistens mehr, als dem Gärtner lieb ist. Ihr könnt sie ebenfalls im Topf halten (gibts zum Beispiel hier) oder getrocknet kaufen (beispielsweise hier). Das mehrjährige Kraut kann im Freien bis zu 30 Jahre alt werden. Geerntet werden die Blätter mitsamt Stängeln am besten jeweils vor der Blüte, dann hat die Melisse am meisten Aroma. Die Blütezeit ist von Juni bis September. Ernten kann man mehrmals. Praktische Tipps zur Pflege lest Ihr hier.
Unser Rezept basiert auf dem «Buch der guten Geister: Kräuterschnäpse und Edelbrände» von Christoph Mayr. Es enthält ausser Zitronenmelisse noch Basilikum (der ebenfalls antibakteriell und zudem entzündungshemmend wirkt) sowie getrocknete Apfelschnitze, die unserem Melissengeist einen feinen Apfelgeschmack geben, der wunderbar mit den Zitronen- und subtilen Basilikumaromen harmoniert.

Das Rezept
- 7 dl Wodka (zum Beispiel Absolut Vodka)
- 5 bis 10 Stängel Zitronenmelisse mit Blättern, zerkleinert
- 3 Blätter Basilikum, zerkleinert
- 5 getrocknete Apfelschnitze, zerkleinert
Die Zutaten zusammen mit dem Wodka in ein grosses Einmachglas geben. Zwei Wochen lang im Dunklen (zum Beispiel in einem Küchenschrank) bei Zimmertemperatur stehen lassen. Gelegentlich etwas schütteln. Danach absieben und in eine Flasche füllen. Vor Sonnenlicht geschützt oder in Braunglasflaschen aufbewahren, so halten die Wirkstoffe länger.
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