Trinkgeschichten – Die spinnen, die Briten!

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Dass die Engländer einem guten Schlückchen nicht abgeneigt sind, ist bekannt. Doch was Admiral Edward Russel Ende des siebzehnten Jahrhunderts veranstaltete, hätte selbst britische Trinklegenden wie Richard Burton oder George Best umgehauen. Es war eine der grössten Saufpartys der Weltgeschichte.

Den Schauspieler Richard Burton und die Fussballlegende George Best kennt Ihr vielleicht: Der eine war mit Elizabeth Taylor verheiratet, der andere mit einer Flasche. Doch wer ist Edward Russel? Laut Wikipedia war er ein britischer Seeoffizier und Politiker. Geboren 1653 schaffte er es schon mit zarten 19 Jahren in der Royal Navy zum Kapitän. Im Laufe seiner Karriere kämpfte er gegen nordafrikanische Piraten und Franzosen, wollte den englischen König James II. stürzen und wurde deshalb aus der Marine entlassen, trat aber nach dem Ende des englischen Absolutismus wieder ein und schaffte es sogar zum Admiral. Ein bewegtes Leben, das 1727 im guten Alter von 74 Jahren endete.

Admiral Edward Russell (1653-1727)
Auch wenn man es ihm nicht gibt: Edward Russel konnte feiern – und wie! Quelle: Wikipedia.com

Bekannt ist Edward Russel aber vor allem wegen einer Party, die er 1694 im Garten von Don Francisco de Velasco y Tovar, dem Gouverneur von Cádiz, für seine grosse Gefolgschaft schmiss. Während wir heute freiwillig nach Spanien in die Ferien fahren, vermisste der Admiral das weihnachtliche London, denn er musste zwangsweise den Winter dort verbringen, um den Franzosen im Mittelmeer auflauern. Weihnachten in Spanien führt schon mal zu Depressionen: «Ich zweifle momentan, ob es nicht besser ist, zu sterben», soll er gesagt haben. Da hilft nur ein richtiger englischer Punsch.

Edward Russel und zwei seiner Kollegen
Bereit für die Party des Lebens. Quelle: Wikipedia.com

Überliefert sind laut dem grossartigen Punsch-Buch von David Wondrich («Punch: The Delights (and Dangers) of the Flowing Bowl») zwei Rezepte, obwohl im Internet noch weitere Varianten zu finden sind. Ich vertraue dem peniblen Cocktail-Historiker Wondrich. In einem der beiden Rezepte füllte der Admiral den grossen Brunnen im Garten seines spanischen Zwangswohnsitzes mit acht Fässern Wasser (ca. 4584 Liter), vier Fässern Brandy (ca. 2292 Liter), 1300 Stück Zuckerhut, 25’000 Zitronen, 20 Gallonen Limettensaft (ca. 91 Liter), 5 Pfund geriebener Muskatnuss (ca. 2,3 Kilogramm), 300 gerösteten Keksen sowie einer Pipe (Fasseinheit; ca. 573 Liter) trockenem Berg-Malaga. Auch das zweite Rezept spart nicht mit Zutaten. Egal, welches der beiden stimmt; der Admiral hat wohl den grössten Punsch der Geschichte kreiert. Aber es kommt noch besser: Bedienstete paddelten mit Kanus in dem Riesencocktail, um den durstigen Gästen ihre Tassen zu füllen. Damit sie von den Alkoholdämpfen nicht ohnmächtig wurden, gab es alle 15 Minuten Schichtwechsel. Die Party dauerte ganze acht Tage, denn schliesslich musste alles ausgetrunken werden. Pausen gab es nur bei Regen, um die wertvolle Flüssigkeit mit einem seidenen Baldachin vor dem Verwässern zu schützen.

Und wenn Ihr jetzt denkt: «Ein Brunnen? Da hat doch kein Kanu drin Platz.» Die Brunnen vermögender Leute oder Staaten sind etwas anderes als der typische Dorfbrunnen, wie der weltweit grösste Brunnen in Dubai zeigt:

Bevor Ihr Euch jetzt auf die Suche nach einem passenden Brunnen oder auf nach Dubai macht: Wir würden das Rezept für Russels Punsch wie folgt für eine Person mixen. Cheers:

  • 12 cl Wasser
  • 6 cl Brandy
  • 1,5 cl Malaga
  • 6 cl Zitronensaft
  • 0,5 cl Limettensaft
  • 4 El Zucker
  • Etwas geriebene Muskatnuss

Autor

  • Sascha Zäch

    In jedem steckt ein Wermutwolf. Mit ihm entdecke ich neue Geschmacks- und Geisteswelten. Ausserdem habe ich eine alchemistische Ader und stelle gerne eigene Zaubertränke her.

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