Heul doch! – Rammsteins Pink Gin

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In dieser Rubrik heulen wir Euch etwas vor. Normalerweise heult der Wolf aus diversen Gründen. Hier nur, weil uns etwas so gar nicht schmeckt!

Ich schreibe das wirklich nicht, weil Rammstein zurzeit extrem üble Presse erhält. Ich bin nicht jemand der nachtritt, wenn man am Boden liegt. Aber in diesem speziellen Fall hätte ich nichts gegen ein paar Fusstritte gegen diese Band. Denn ihr Pink Gin ist mit riesigem Abstand das verabscheuungswürdigste alkoholische Getränk, das jemals meinen fast 50-jährigen Gaumen misshandelt hat!

In meiner Jugend – long long time ago – gab es so Kaugummis, ich glaube, sie hiessen Bazooka Joe’s oder so ähnlich. Die waren derart süss, auf eine so platte Art, dass ich bis heute nicht verstehen kann, wie ich die damals gut finden konnte. Ziemlich genau so schmeckt dieses unsägliche Destillat aus der Rockpromi-Hölle.

Vermutlich wäre es okay, diese zuckrige Gülle in einem Teenager-Club auf Malle zu servieren, aber ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass das einem erwachsenen Menschen schmecken könnte. Was mich zur Frage bringt: Was zur f… Hölle haben die für eine Zielgruppe im Sinn, was zur f… Hölle haben die sich dabei nur gedacht?! (Nach Begutachtung der Bewertungen im Internet stelle ich jedoch konsterniert fest, dass ich zu einer erschreckend kleinen Minderheit gehöre, die so denkt. Den Allermeisten schmeckt das Gebräu offenbar… Was da von Erdbeer, Vanille, etc. geschrieben wird, ergibt für mich nunmal nur diesen süssen Kaugummi…)

Nun bin ich trotzdem jemand, dem das Herz bluten würde, wenn ich die Schlonze einfach den Abfluss hinab giessen würde, was eigentlich das vernünftigste wäre, was man damit anstellen könnte. Es ist trotzdem ein Mitglied der alkoholischen Familie, irgendwo habe auch ich meine Grenzen, Hemmungen. Und ich kenne nunmal keine Teenager ausserhalb meines näheren Kreises, und denen würde ich so etwas nicht antun. Also quo vadis?

Ich versuche nun die Plörre als Cocktail-Basis zu verwenden. Süsse Cocktails gibt es ja viele, und vielleicht gelingt es mir, einen solchen zu erschaffen, der nicht nur nach dieser comic-artigen, platten, zuckrigen Lollipop-Süsse schmeckt.

Ich gehe zweistufig vor. Einerseits versuche ich, diese von Grund auf hässliche, indifferente, K-Pop-Süsse in eine Richtung zu lenken, die nicht mehr so sehr nach primitivem Kaugummi schmeckt. Ich schütte Ananas-Guave-Apfel-Saft hinzu.

Doch dann fokussiere ich mich auf die wahre Mission: Mit bitteren Stoffen eine Balance zu dieser exzessiven Plastikpop-Süsse zu erhalten. Ich schütte Grapefruit Bitters hinzu. Dann Limettensaft. Dann einen Zitronen-Gin. Ich schüttle. Ich bin gespannt.

Ich bin enttäuscht … es scheint einfach unmöglich zu sein, aus diesem teuflischen Süssstoff irgendetwas Sinnvolles erschaffen zu können … nach ungefähr einer halben Stunde beginnt sich der Eis-Faktor auszubreiten, der Drink wird wässriger und damit besser. Was ja alles über diesen stupiden Cocktail aussagt. Ich resigniere.

Wenn man den Cocktail zu sich nimmt, schmeckt man zwar die Bitterstoffe, aber die Kaugummi-Süssstoffe trampeln das gewalttätig nieder, ohne mit der Wimper zu zucken, diese fiesen Brutalinskis.

Einen Tag später trudelt bei mir der Rammstein-Tequila ein. Bis letzten Montag war Tequila mein Lieblingsdrink. Seitdem bin ich gewachsen; ich mag nun Mezcal (Tequila ist eigentlich eine Untergruppe davon) am liebsten. Insofern war ich hier wohl besonders kritisch. Und ich war erleichtert festzustellen, dass der Rammstein-Tequila nicht ganz so horrormässig-schlimm runtergeht wie der Pink Gin aus dem Reich der Verdammten, aber ein Genuss ist dieser Tequila auch nicht. Auch da dominiert eine Süsse, die weit über das Ziel hinaus schiesst. Dieses Gesöff werde ich ebenfalls möglichst homöopathisch in Cocktails verwenden, bis die Flasche endlich, endlich leer ist, was sie im übertragenen Sinn von Anfang an war…

Autor

  • Daniel Frey

    Ich habe Freude am Schreiben. Und am Trinken. Und am Schreiben, während ich trinke. Während des Vollmondes oder während des Trinkens verwandle ich mich in meine wölfische Urnatur.

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