Der mit dem Wolf!
Ihr wisst, was unsere Website für einen Namen trägt. Nicht nur deshalb ist der Wermut des Monats eine feste Rubrik bei uns. Wir finden, dass der Wermut noch zu sehr ein Nischenprodukt ist und wollen ihn zurück in alter Glorie sehen.
Und diesbezüglich kann ich gleich ein Klagelied anstimmen: Ich freute mich sehr auf ein Wermut-Seminar der SCHÜWO AG, das vorletzte Woche hätte stattfinden sollen, und das wir auch in unserer Event-Rubrik gelistet hatten. Leider wurde ich benachrichtigt, dass das Seminar wegen zu wenig Anmeldungen nicht durchgeführt werde. Beim Plaudern stellte sich heraus, dass Gin-Seminare noch immer boomen, Wermut hingegen noch keine Massen mobilisiert.

Der Wermut hatte in früheren Zeiten einen schlechten Ruf, wurde als Säufergetränk angesehen (billige Weine wurden mit Zucker und Kräutern aufgepimpt), das hat aber natürlich nichts mit den vielen Premium-Wermut-Produkten von heutzutage zu tun, die den Feierabend mit einem schmackhaften Apéritif-Drink versüssen können, wenn man sie denn lässt.
Wir vom Wermutwolf können uns mit dieser Aussenseiter-Rolle gut identifizieren und werden alle trinkfreudigen Zeitgenossen immer wieder dazu aufrufen, dieser Getränkegattung eine Chance zu geben. Wenn dir das Leben Zitronen gibt, mach einen feinen Wermut-Drink daraus!

Eigentlich mag ich roten Wermut viel lieber als weissen, aber da der Badener Werwolf nur in trockener und Rosé-Art erhältlich ist, habe ich mich natürlich für die Rosé-Ausführung entschieden. Und das erste Probieren als pures Getränk mit ein wenig Eis, zauberte mir ein seliges Lächeln ins Gesicht. Ungefähr so hatte ich ihn mir vorgestellt; natürlich bitter, wie das sein muss wegen des Wermutkrauts, aber auch mit einer verführerischen, fruchtigen, beerigen Süsse. Die Silbermedaille, die er beim Meininger International Spirit Award 2021 gewonnen hat, ist definitiv verdient.
Da ich beim Wermutwolf ein wenig mehr als Sascha den Mixologen-Part innehabe, benutze ich den Werwolf Rosé natürlich auch für Cocktails. Eine Mischung mit Limettensaft, Agavensirup und Orangen-Mineralwasser ist ausgezeichnet. Ganz simpel, nur mit einem Tonic Water gemischt, mundet er auch ausserordentlich.

Die Winzergenossenschaft Wolfenweiler, die aus etwa 375 Winzerfamilien besteht, befindet sich nah der Schweiz-Deutschland-Grenze. Wir möchten Euch grundsätzlich nicht mit 08/15-Tasting-Artikeln langweilen. Hier also in der Kürze die Webseite des Produkts mit den Angaben zu Süsse, Säure und so weiter (der Alkoholgehalt notiert bei 15,5 %):
https://www.wg-wolfenweiler.de/Rose-Wermut-Werwolf/95340
Und hier das Geschmacksprofil gemäss meininger.de:
https://www.meininger.de/spirituosen/praemierte-spirituosen/werwolf-wermut-rose

Jetzt aber möchte ich auf eine Case Study hinweisen, die mich, der ich aus dem grafischen Gewerbe stamme, sehr beeindruckt hat. Es geht um die Firma, welche die grandiosen Etiketten für diesen Wermut konzipiert hatte, die Vollherbst Druck GmbH aus Endingen. Hier besagter Bericht, der auch vom Entstehungsprozess des Wermuts erzählt:
https://vollherbst.com/case-study/werwolf-im-weinkeller-winzergenossenschaft-wolfenweiler
Das Familienunternehmen besteht seit über 100 Jahren, und selbst die ursprüngliche Buchhandlung existiert noch immer; für mich eine sehr eindrückliche Firmengeschichte:
https://vollherbst.com/story/familienunternehmen-vollherbst

Das Wolfsgesicht mit den leuchtenden Augen ist eine Parallele zum Wermutwolf. Der Prozess zu unserem Logo dauerte eine ganze Weile, aber ich wusste von Beginn weg sehr genau, was ich wollte, und ein Aspekt davon waren leuchtende Werwolf-Augen. Unser Designer, Lorenzo Hediger, antizipierte die Vorgaben jedoch zu etwas ganz eigenem, worauf wir alle stolz sind.
PS: Bezogen hatte ich die Flasche hier:
https://www.wolf-weine.ch/product-page/werwolf-rosé
Wie üblich ärgerte ich mich darüber, wie viel man in der Schweiz für Alkohol berappen muss. In Deutschland kostet die Halbliter-Flasche plus/minus 10 Euro. Ich hatte Fr. 22.50 plus Porto hingeblättert, insgesamt rund 40 Franken. Das ist ein Faktor 4.

Da wir beim Werwolf-Wermut gewissermassen von einem Bruder im Geiste sprechen, möchte ich an dieser Stelle auch noch ein klein wenig auf den Mythos des Werwolfs eingehen. Er ist nicht weniger als unser mächtiges Wappentier! Das sind die vermutlich ersten bekannten Aufzeichnungen darüber:
«Das Satyricon» von Petronius:
Die Geschichte über den Werwolf findet sich in «Das Abendessen des Trimalchio» (Cena Trimalchionis) in den Kapiteln 61 bis 63. Der folgende Text ist ein Auszug aus Kapitel 62, in dem Niceros die Geschichte erzählt:

«Aber ich kenne einige Fälle aus dem wirklichen Leben. Ich habe zum Beispiel einmal gesehen, wie sich ein Mann in Athen in einen Wolf verwandelt hat. Er ging auf einen Friedhof, riss ein Kind und nahm dessen Gliedmassen mit nach Hause. Am nächsten Morgen verwandelte er sich wieder in einen Menschen. Die Sache wurde dem Magistrat gemeldet, und er wurde vor Gericht gestellt. Er bekannte sich schuldig und wurde ins Gefängnis gesperrt, wo er ein paar Tage später starb.»
«Naturalis Historia» (Naturgeschichte) von Plinius dem Älteren:
Der Hinweis auf den Werwolf findet sich in Buch VIII, Kapitel 34. Es folgt ein Auszug aus diesem Kapitel:

«Noch viel erstaunlicher sind die Geschichten von Menschen, die in unserer Zeit ihre Gestalt in die eines Wolfes verwandelt haben, und die Aufzeichnungen über dieses Ereignis, die in den Archiven des Reiterordens aufbewahrt werden. Dieses Wunder ereignete sich während des Konsulats von C. Caesar und Cn. Lentulus, in der Nähe von Arkadien, einem Land in Achaia. Es wurde vor dem kaiserlichen Tribunal bewiesen, und die Zeugen waren Pomponius, der Prokonsul, und viele andere von hohem Rang.»
«Metamorphosen» von Ovid:
Die Werwolfgeschichte von König Lycaon findet sich in Buch I, Zeilen 198 bis 243. Im Folgenden ein Auszug aus der Geschichte:

«Er wagte sogar zu leugnen, dass Jupiter ein Gott war. Um den Wahrheitsgehalt des Gehörten zu prüfen, schlitzte er einem Gefangenen heimlich die Kehle auf, verbarg das Verbrechen durch eine geschickte List und legte es mit dem rechtmässigen Fleisch vermischt auf den Tisch. Als der Göttervater, durch diese Schandtat in seinem Zorn erregt, den Palast mit seinen rächenden Blitzen getroffen und in eine schwelende Ruine verwandelt hatte, und als er alle schuldigen Bewohner unter den Trümmern begraben hatte, erhob Lykaon, der als letzter starb, seine blutbefleckten Hände gegen die Götter selbst und wagte es, seine Rede in Beleidigungen zu verwandeln. Sofort begann sich sein Gesicht zu verändern; Haare wuchsen ihm zu Borsten, seine Arme wurden zu Beinen, und seine Kleidung wurde zu einem zotteligen Haarkleid. Er wurde in einen Wolf verwandelt, behielt aber noch einige Reste seiner früheren Gestalt.»
Was ich auch noch loswerden möchte: Ich finde, es gibt sehr viele ausserordentlich gute Werwolf-Filme. Mein absoluter Favorit, mit riesigem Abstand, ist «Wolf» von Mike Nichols, mit Jack Nicholson in der Hauptrolle, der den Wolf in sich wiederfinden muss, um seine soziale Stellung zu behaupten. Es ist eigentlich weniger ein Horrorfilm, mehr ein psychologisches Gesellschaftsdrama, doch ein absoluter Must-see-Streifen! Und der Mythos, die Verwandlung, wird darin auch behandelt. Wenn du ihn noch nicht kennst: Go and see it! Tu es! Tu es! Bacardi-Cola! Tu es!
Morgen früh ist Vollmond. Beim letzten Vollmond, vor einem Monat, gingen wir mit unserer Wermutwolf-Seite online. Wir feiern morgen also unser erstes Mond-Jubiläum. Wir haben mit unseren Texten sicher erste Duftmarken gesetzt, den Ton der Seite ausgerollt. Wir haben viel Spass und hoffen, dass ihr Leser das merkt und schätzt. Wir beginnen erst langsam, die Kontakte in der Branche zu knüpfen und sind zuversichtlich, dass wir unser Nischenpublikum nach und nach immer mehr finden und gut unterhalten werden. Cheers!
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