Wolf-Nuus (2)

Letztes Update:

Hier publizieren wir jedes Wochenende wahllos zusammengestoppelte, nicht immer brandaktuelle Meldungen aus der Welt der alkoholischen Getränke.

Krötentrank

Bei der Lektüre eines aktuellen Krautreporter-Artikels über Sinn und Unsinn von Zoos ist mir die folgende Stelle aufgefallen:

«Um Aufmerksamkeit für das Kröten-Projekt zu bekommen, hatte Lene eine ungewöhnliche Idee: In Kooperation mit einer lokalen Brauerei wird in den Zoo-Restaurants ‹Krötenbier› angeboten. Pro Bier gehen 5 Kronen (umgerechnet 66 Cent) an das Projekt.»

Autorenanmerkung von Krautreporter: «Keine Sorge, in dem Bier sind weder Kröten noch schmeckt es nach Kröte. Es ist eine Sorte der Brauerei Refsvindinge, mit einem speziellen Kröten-Label und dem Namen ‹Tudsebryg› (übersetzt: Krötentrank). Diesen Krötentrank wollten KR-Fotograf Philipp und ich natürlich probieren, konnten ihn aber leider im Restaurant nicht finden.»

Und das für meine Begriffe tolle Ende: «Mir würde es besser gefallen, wenn sich Besucher:innen des Kopenhagener Zoos Krötenbier kaufen würden, statt vor dem Affengehege zu stehen. Vielleicht geht es gar nicht darum, die Zoos zu verändern. Sondern unser Verhalten.»

PS: Bei untappd.com hat das Bier eine Bewertung von lediglich 2,77. Wenn man berücksichtigt, dass die User wegen des ökologischen Aspekts vermutlich wohlgesinnt benotet haben, frage ich mich, ob es nicht doch vielleicht nach Kröte schmeckt … nicht dass ich wüsste, wie Kröten schmecken, ich habe bisher noch nie eine abgeleckt …

https://untappd.com/b/tudsebryg-kobenhavn-zoo/748875

https://krautreporter.de/4860-sind-zoos-gut-fur-den-artenschutz


Lost in the «Whisky advertising»-Matrix

Regisseurin Sofia Coppola («Lost In Translation») drehte einen Werbefilm für den japanischen Whisky-Produzenten «Suntory», mit Keanu Reeves («Matrix», «John Wick») in der Hauptrolle, zum 100. Jubiläum von «The House of Suntory».

Es ist eine grelle Abfolge von Bildern. Natürlich ist auch Bill Murray mit einem Whisky-Glas in der Hand kurz zu sehen (sein Charakter musste in «Lost In Translation» für Suntorys «Hibiki 17»-Whisky eine Werbekampagne drehen), und auch ihr noch berühmterer Daddy Francis Ford Coppola kommt vor. Mit dabei sind ebenfalls Matt Dillon, Sammy Davis Jr. und andere.

Keanu erschien offenbar schon einmal in einer Werbekampagne des Unternehmens, vor über 30 Jahren. Im Sommer wird er zudem in einer Serie von kurzen Dokus, gedreht von Sofia Coppolas Bruder Roman, zu sehen sein: «The Nature and Spirit of Japan», welche die japanische Whisky-Kultur porträtiert.

Suntory wird zum runden Geburtstag diverse limitierte Sonderausgaben herausgeben, und generell investiert der Konzern ein kleines Vermögen in die Jubiläumsfestivitäten.

Das Video könnt Ihr hier anschauen.

Falls man sich auch noch für Keanus liebste Cocktail-Kreation interessiert: Die findet Ihr hier.


Tequila erobert die Spitze des US-Spirituosenmarkts

Letztes Jahr überholte Tequila (inklusive Mezcal, wobei es korrekterweise umgekehrt lauten müsste) den amerikanischen Whiskey als Spirituose Nummer 2. Spitzenreiter ist Wodka. Im Verlauf dieses Jahres wird der Agavenschnaps auch Wodka hinter sich lassen.

Im US-Markt gibt es dafür Gründe, die in Europa nicht spielen, beispielsweise die grosse Reichweite an guten mexikanischen Restaurants, fern von Tex-Mex (und selbstverständlich generell viel mehr mexikanisch-stämmige Einwohner), die vielen amerikanischen Promis, die mittlerweile eine Tequila-/Mezcal-Marke ihr Eigen nennen können, oder zumindest ihren Namen dafür hergeben, sowie die vergangenen Lockdowns, die in den Staaten zu einem Margarita-Boom geführt hatten.

Von den 5,16 Milliarden US-Dollars, die 2021 für diese Spirit-Gattung in den USA umgesetzt wurde, machten die sogenannten Super-Premiums über die Hälfte davon aus. Allerdings ist dazu zu sagen, dass «Ultra-Premium» in dieser Statistik ein Preissegment von offenbar lediglich 50 Dollars plus bedeutet.

Meine beiden heissgeliebten Haus-Tequilas, Casa Noble und Inicio, kosten mich je nach Ausführung jeweils zwischen 70 und 110 Franken. Ultra-Premium ist für mich eher die jährliche Bestellung eines José Cuervo Reserva de la Familia für ca. 160 Franken.

Die irren Wachstumsraten beginnen sich zu verlangsamen, was aber auch logisch ist, eines Tages ist das mögliche Maximum erreicht. Die Lieferketten-Engpässe, z. B. bei Glas, wirkten sich ebenfalls entsprechend aus.

Was im Artikel diesbezüglich auch noch erwähnt wird, ist das immer knapper werdende Angebot der blauen Weber-Agave, die gesetzlich vorgeschrieben ausschliesslich für Tequilas benutzt werden darf (zu mindestens 51%), im Gegensatz zu Meczal, der auch alle anderen Agavensorten unlimitiert nutzen darf. Was allerdings hier und auch sonst fast überall meistens verschwiegen wird: Wie in jedem Business wird heftig getrickst; heimlich werden sehr wohl auch andere Sorten für Tequila verwendet.

Man muss sich nur mal die Frage stellen, ob eine Milliarden-Dollar-Industrie sagen würde, okay, jetzt sind halt nicht genug von diesen Pflänzchen vorhanden, ach was solls, mein Sohn muss kein Bentley fahren, ein Porsche tut es auch. Natürlich ist das nicht die Mentalität in der realen Geschäftswelt.

Die Agaven müssen ca. 5 bis 12 Jahre lang wachsen, bevor sie geerntet werden können. Das Thema Termingeschäfte wäre hierzu einen eigenen Artikel wert … mittlerweile beträgt der Preis pro Kilogramm offenbar 1,60 US-Dollar, was heisst, dass man für eine Flasche um die 8 Franken für die Agavengrundlage hinblättern muss, was erklärt, warum vorwiegend die Premium-Sorten das Wachstum förderten. In diesem Preissegment kann man getrost 8 Franken für die Agaven einkalkulieren.

Ich hoffe jedenfalls sehr, dass meine Lieblingsgattung der Spirits hier in der Schweiz bekannter und nachgefragter wird.

Zwei Drittel des Umsatzes mit Mezcal/Tequila wird in Amerika verdient. Mexico notiert mit einem Fünftel des Gesamtumsatzes, wobei Kalifornien allein bereits mehr als das einbringt. Womit die weiteren grösseren Länder-Absatzmärkte 2 (Kanada), 3 (UK) und 4 (Kolumbien) im Vergleich winzig wirken.

Mehr Infos.


Verbände der Wein-, Bier- und Spirituosenhersteller haben bei der EU-Kommission offiziell Beschwerde gegen abschreckende Kennzeichnungen auf Wein und Spirituosen eingelegt

Das irische Gesundheitsministerium will Warn-Hinweise auf Bierflaschen einführen:

«Die Kennzeichnung muss Kalorien, Alkoholgehalt sowie die Risiken des Alkoholkonsums im Zusammenhang mit Schwangerschaft, Lebererkrankungen und tödlichem Krebs angeben, teilte das irische Gesundheitsministerium mit.»

Ob diese Scherz-Warnhinweise sinnvoller als die geplanten irischen wären, darüber lässt sich trefflich streiten …

Die Weinnationen Italien, Frankreich und Spanien bekämpfen den irischen Vorstoss aus naheliegenden Gründen.

Der Artikel schliesst mit den Worten:

«… klingt wohl die Furcht durch, dass man eine Warnung vor Alkohol auf den Flaschen mit alkoholhaltigen Getränken auf lange Sicht ebenso wenig vermeiden kann wie die Gesundheitswarnhinweise auf Tabakerzeugnissen.»

Obacht: Jetzt folgt ein Meinungstext! Trigger-Gefahr! Am besten flach auf den Boden legen und warten, bis Hilfe eintrifft!

Der Wermutwolf sieht sich als freiheitlich ausgerichtetes Medium. Gewisse Regionen in Italien gehören zu denen, in denen die Menschen weltweit am ältesten werden. Und alles Mögliche verursacht potenziell Krebs. Müssen wir wirklich alles mit Warnhinweisen zukleistern? Auf den Tabakprodukten haben Warnhinweise (und übrigens auch die Werbeverbote) nachweislich nichts gebracht. Ist es jemandem wirklich nicht bewusst, dass die Dosis das Gift macht? Müssen wir wegen Konsumenten, die den Schosshund nach Regenspaziergang im Mikrowellenofen trocknen möchten, auf diesen Geräten Warnhinweise platzieren? Ist es Auto-Rasern nicht bewusst, dass sie durch ihr Verhalten das Risiko zum Totschlag in Kauf nehmen? Glaubt jemand, dass für diese Zielgruppe entsprechende Warnschilder an den Strassenrändern etwas bringen? Die fahren so schnell, dass sie die ohnehin nicht sehen würden …

Ein Kommentar des Artikels weist denn auch auf diesen exzellenten Meinungstext hin.

Der Wermutwolf hätte das nicht besser ausdrücken können!

https://www.telepolis.de/features/Gesundheitswarnungen-auf-Weinflaschen-in-der-EU-erlaubt-9063801.html?wt_mc=nl.red.telepolis.telepolis-nl.2023-05-24.link.link

Autor

  • Daniel Frey

    Ich habe Freude am Schreiben. Und am Trinken. Und am Schreiben, während ich trinke. Während des Vollmondes oder während des Trinkens verwandle ich mich in meine wölfische Urnatur.

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