Ihr wisst, was unsere Website für einen Namen trägt. Nicht nur deshalb ist der Wermut des Monats eine feste Rubrik bei uns. Aber ich muss gleich von Anfang an gestehen: Ich mag nur den ursprünglichen, roten Wermut, pur, mit 1 bis 2 Eiswürfeln. Von mir wird hier insofern höchstwahrscheinlich nie ein Tasting eines weissen Wermuts erscheinen.
Diesen Monat stellen wir den Vermouth Autentico Appiano Rosso vor.

Grundsätzlich ist Wermut Wein mit Zucker und Pflanzen. So wurde er seit Urzeiten hergestellt, egal ob im alten Ägypten, in China oder Mesopotamien. Und wie bei allen Getränken gibt es auch in dieser Gattung massive Qualitätsunterschiede. Unser Wermut des Monats stammt aus dem Südtirol und trägt den Namen Vermouth Autentico Appiano Rosso. Erworben habe ich ihn bei der Schweizer Brennerei Humbel, die bereits über hundert Jahre lang existiert.

Mit der Lieferung kam auch ihre Unternehmensbroschüre mit satten 106 Seiten Umfang, die ich aufmerksam gelesen habe. Ein stolzes Unternehmen, mit klarem Auftritt und Produkten. Besonders gefallen hat mir die Passage auf den Seiten 8 und 9, unter dem Kapitel «Brennphilosophie»:
Schnaps, Feuerwasser, Lebenswasser, Eau-de-vie, Aqua vitae, Alchemie, Teufelsküche, Medizin, Genuss – dies ist das Spannungsfeld, in dem Humbel täglich arbeitet. Wir wissen sehr wohl, dass unsere Arbeit höchsten Genuss und auch Gesundheit bringen kann – im Extremfall aber auch Unglück und Verderben. Das Bewusstsein, dass wir uns als Brennerei in einem schwierigen Umfeld bewegen, ist ausgeprägt. Wohl weitaus ausgeprägter als bei Winzern, Autoherstellern und in der Pharmabranche. (Anmerkung des Autors dieses Artikels: Nein, das sollte nicht so ausgeprägt sein wie in der Pharmabranche, ganz sicher nicht!) Wir sind sprichwörtlich «gebrannte Kinder». Wir können unsere Schnäpse noch so sorgfältig brennen, es haftet ihnen immer etwas Unheimliches an. Vielleicht ist das auch gut so. Denn so behutsam, wie wir unsere Schnäpse herstellen, so behutsam sollen diese auch getrunken werden.
Der authentische, rote Appiano-Bio-Wermut, ohne jegliche Farbstoffe, schmeckt in der Nase angenehm leicht. Die Zugabe von Sellerie gibt dem Produkt eine wohltuende Frische mit auf den Weg, über den Gaumen. Die Basis für diesen Wermut ist Sangiovese-Bio-Rotwein aus der Toskana. Im Produktbeschrieb wird von Feigen- und Rosinengeruch geschrieben, was ich nur äusserst dezent wahrnehmen kann. Neben den ausgeprägten bitteren Geschmacksnoten, wie es sich für einen Wermut geziemt, ist er im Mund auch würzig, weich und deutlich komplexer als beim Riechen. Bezüglich Geschmack trifft dieser Wermut den meinigen in jeder Hinsicht, da ich bei Drinks der Bitter-Typ bin. Für mich ist der Autentico Appiano Ross ein perfekter Apéro im nun beginnenden Frühlingswetter. Die Walcher Destillerie hat hier beste Arbeit geleistet. Preislich ist er für diese Qualität voll in Ordnung. Eine klare Kaufempfehlung!
In der Naturheilkunde nach Hildegard von Bingen wird der Wermut als «Meister gegen alle Erschöpfungen» bezeichnet und als Kräuterwein zur Entgiftung und Entschlackung des Körpers verwendet:
Es ist bekannt, dass das Wermutkraut (Artemisia absinthium) auch Bestandteil von Absinth ist. Im Video unten wird verständlich erklärt, weshalb der Absinth bis in jüngster Vergangenheit verboten war, heutzutage jedoch wieder frei erhältlich ist:
Schwangere Frauen sollten allerdings davon absehen, Wermut zu konsumieren. An alle anderen: Cheers! Auf gute Gesundheit!

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