Wir sind noch immer auf der Suche nach ebenso schmackhaften wie auch bezahlbaren Agaven-Destillaten. Auch bei diesem Mezcal sind wir fündig geworden. Er schlägt mit 47 Alkoholprozenten zu Buche.
«Bozal» heisst übersetzt so viel wie ungezähmt, wild. Zwei der drei Agavensorten sind Wildagaven, und dann kommt in diese Mischung (= «Ensamble») noch kultivierte Espadin hinzu, die genetische Mutter-Agave der «Blauen Weber»-Agave, die für Tequila verwendet wird.
Die beiden Wildagavensorten sind «Barril» (wissenschaftlicher Name: «Agave Karwinskii»; dazu gehört beispielsweise auch «Cuishe», «Madrecuishe». Sie wird in Oaxaca oft als Zaun verwendet, um Land zu teilen) sowie «Mexicano» (wissenschaftlicher Name: «Agave Rhodacantha», kann relativ gross werden und sorgt nach ca. zehn Jahren Reife für einen eher starken Mezcal).

Gemäss Eigenaussage auf ihrer Webseite, pflanzen sie für jede geerntete Agave zwei Agaven in einer Gärtnerei, die dann nach 1 bis 2 Jahren ausgewildert werden. Die Firma existiert zwar erst seit 2016, ihre Traditionen reichen aber viel weiter zurück.
Zum Tasting: Vorherrschend sind blumige Geschmacksnoten, Zitrusfrucht, Thymian und Pfeifentabak, einhergehend etwas Vanille und Menthol. Der Rauch wird zwar oft als dominant beschrieben, ich finde das überhaupt nicht.

Vielleicht bin ich mittlerweile abgehärtet, was den Rauch betrifft, doch ich denke eher, dass Leute, die hier von starkem Rauch sprechen, nie wirklich rauchige Mezcals hatten. Und zu viel Rauch ist auch nicht unbedingt ein Qualitätsmerkmal, der Rauch-Geschmack wird oft von nicht so tollen Marken gepusht, um ein vermeintlich typisches Mezcal-Merkmal zu emanieren, obwohl guter Mezcal in der Regel eher dezent nach Rauch schmeckt.

Im Abgang ist er schön krautig, grasig, gehaltvoll, wenngleich nicht superkomplex. In vielen Reviews steht, dass dies eher ein Mezcal für Beginner sei. Ich finde, das hat immer etwas gar wertendes an sich. Manchmal bin ich in einer Stimmung, in der ich nicht zwingend eine überwältigende Komplexität benötige, sondern eher etwas geradeaus schmeckendes haben möchte. Was im Mezcal-Bereich noch immer ein hoher Grad an Komplexität im Vergleich mit anderen Spirituosen bedeutet …
Diese Gaumenfreude ist das Produkt von drei Mezcaleros aus zwei unterschiedlichen Städten. Die hübsche Keramikflasche ist prädestiniert für ein zweites Leben als Vase. Mit 89 Franken (bei Paul Ullrich gekauft) ist das der günstigste Mezcal, den ich von Bozal entdecken konnte. Andere Abfüllungen gehen auch gerne mal gegen die 140 Franken pro Flasche. Wir finden, dass das hier ein tolles Preis-Leistung-Verhältnis ist. Kauftipp!
Bozol unterteilt ihre vielen Spirits in vier Produktlinien:
- Ensamble – das hier vorgestellte Produkt aus verschiedenen Agavensorten.
- Single Maguey – Das Gegenteil davon: Nur jeweils eine Agavensorte.
- Sacrificio – Die Art von Schnaps, die für Feste ausgeschenkt werden und die mit Hühner-, Truten-Teilen oder dergleichen hergestellt werden.
- Reserva – Limitierte Abfüllungen, die in Ton-Töpfen destilliert werden.
Für die Mixologen unter euch: Hier sind die Rezepte von der Bozol-Webseite.
Und hier eine schöne Zusammenstellung ihrer wichtigsten Agavensorten.
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