Entdeckungsreise Mezcal – Tier Ensamble

Letztes Update:

In dieser Rubrik entführen wir Euch in die betörende Welt eines der letzten wahrhaft authentischen Schnäpse auf dem Erdenrund. Mezcal, wenn er gut gemacht ist, reisst einen mit, bewegt, befeuert, begeistert!

Ich teile es Euch gleich zu Beginn mit: Dieser Teil der Artikel-Serie ist ein Drama. Für mich jedenfalls. Auf der Suche nach bezahlbaren, tollen Agaven-Destillaten, stiess ich auf den «Tier Ensamble»-Mezcal, der aus – wie könnte es anders sein – dem Bundesstaat Oaxaca stammt. Genauer: Miahuatlán. Und ich liebe ihn! Ein wundervolles Geschmackserlebnis.

Die mittlere Flasche mit dem Herz-Smiley ist diejenige, die ich hier vorstelle

«Ensamble» bedeutet, dass es ein Mix von verschiedenen Agavensorten ist, welche verwendet wurden. In diesem Fall waren es Espadin (die meistverwendete Agavensorte für Mezcals), Cuixe und Madre Cuixe. Letztere zwei sind zwar Wildagaven, wurden jedoch kultiviert, um den Mangel derselben nicht zu forcieren.

In der Nase finde ich ihn noch nicht extrem auffällig. Durchaus lecker, Zitronengras, Minze, Eukalyptus. Doch im Mund verströmt er erst so richtig seinen Zauber, mit einem sehr eigenen Geschmackspotpourri von fruchtiger Süsse, doch mit herben Noten. Der Rauch ist äusserst dezent. Trotz der 48,4 Volumenprozent wirkt er zwar sehr gehaltvoll, doch auf eine verführerische, dezente Art und Weise.

«Ein Mezcal führt zu einem weiteren Mezcal oder wie war das?» Auf der Facebook-Seite des Herstellers finden sich unzählige solcher lustigen und weisen Banner

Da mir dieser Spirit so gut schmeckt, freute ich mich auf die Recherche zu diesem Artikel. Wer sind die Macher, was ist die Geschichte der Produzenten, des Mezcaleros, und so weiter. Leider fand ich keine Webseite der Firma. Und die Chat-Bots waren auch so absolut gar keine Hilfe:

Was schwafelt Google Bard davon, die Webseite der mexikanischen Regierung zu finden? Warum? Für was? Und die zu finden, sollte eigentlich kein Problem für eine einigermassen funktionierende KI sein … Nun ja, hätte, sollte, müsste … dann halt weiter mit MI, menschlicher Intelligenz …

Eine Facebook-Seite war dann doch auffindbar. Doch der letzte eigene Eintrag ist über vier Jahre alt. Und die Webseite, die links im Profilbereich steht, führt zu einer chinesischen Seite. Auf Instagram ein noch traurigerer Anblick: Läppische vier Beiträge, der jüngste davon ist über fünf Jahre alt.

«Der Mezcal löst keins Deiner Probleme. Aber das tut Wasser auch nicht»

Wie meistens ersteigerte ich meine Flasche bei Casa del Tequila, für 66 Franken. Doch da es eine klitzekleine, winzige, fast nicht zu sehende 5-dl-Flasche ist, bedeutet das auf die üblichen 7 dl hochgerechnet einen Preis von etwas über 92 Franken. Nicht gerade billig, aber noch ganz knapp im Bereich unserer Vorstellung von erschwinglichem Qualitäts-Mezcal. Ich schaute nach, wie dort der Bestand aussieht. «Nur noch wenige Teile verfügbar.» Der Blick auf die Etikette von meinem Exemplar liess mich erschaudern: Abgefüllt 2017 … Das war das Jahr, als der Ohrwurm «Despacito» von Luis Fonsi überall zu hören war und der zweite Teil von «Guardians of the Galaxy» im Kino begeisterte. Ich schaute auch bei Paul Ullrich rein. Noch eine einzige Flasche an Lager. Nun gut, ich schätze, es gilt der bitteren Wahrheit ins Auge zu blicken: Das sind die Reste einer vergangenen Mezcal-Perle, die man noch vereinzelt kaufen kann, doch wird sie wohl schon lange nicht mehr produziert. Ende Erdofen-Feuer …

Von unten nach oben: Ein einfacher Tag. Ein schwieriger Tag. Frag erst gar nicht 

Dieses so ausgezeichnete, traditionell gemachte Wasser des Lebens, zweifach in Kupferbrennblasen destilliert, scheint also nicht mehr lange im Handel zu existieren. Für Hinweise auf seinen Verbleib und was mit ihm geschehen ist, melden Sie es gerne an redaktion@wermutwolf.ch, danke!

Autor

  • Daniel Frey

    Ich habe Freude am Schreiben. Und am Trinken. Und am Schreiben, während ich trinke. Während des Vollmondes oder während des Trinkens verwandle ich mich in meine wölfische Urnatur.

Suche

Wir sind auch sozial

Hesch mer en Stutz?
Werwolf, der um eine Spende bittet

Die traditionelle Medienbranche ist nicht tot, riecht aber schon komisch. Darum machen wir es ganz anders. Wenn Euch unsere Website gefällt und Ihr uns unterstützen wollt, sind wir schon um einen einzigen Franken dankbar. Wir können allerdings nicht versprechen, dass wir ihn nicht für Alkohol ausgeben werden …

Banküberweisung:

IBAN CH05 0900 0000 1611 2200 3

Via twint an:

076 412 27 84


Themen

Absinth Agaven Alkohol Bier Bourbon Buchtipp Cocktail Cognac Diät Entdeckungsreise Geschichte Gin Heul doch Humbel Kaffee Kirsch Kneipentour Likör Mein erstes Mal Mezcal News Promi Ratgeber Rezept Rezepte Rum Schlefaz Schweiz Shot Single Malt Tasting Tequila Tiere Trinkspiel Weekend-Briefing Wein Wermut Wermut des Monats Whiskey Whisky Wissen Wodka Wolfsprobe Wolfstour Zaubertrank


Neu Veröffentlicht

Das hört der Wermutwolf

Abonniere unsere Beiträge

Oder per RSS-Feed: https://wermutwolf.ch/feed/


Wahre Worte

Bernhardiner ist das letzte, was ich sein möchte. Dauernd die Flasche am Hals, und niemals trinken dürfen!

Joachim Ringelnatz