In dieser Rubrik erzählen wir euch, was uns die letzten Tage Alkohol-Nuus-mässig beschäftigt hat. Heute ist es ausnahmsweise nur eine einzige Nuus. Arme, einsame Nuus …
Es gibt in UK eine Beschwerdeinstitution namens Portman Group’s Independent Complaints Panel. Die setzt sich aus einer Vorsitzenden namens Nicola Williams (die auch Beschwerde-Ombudsmann, äh -frau des britischen Militärs ist), der Vize-Vorsitzenden Rachel Childs und acht weiteren Mitgliedern aus allen möglichen Bereichen zusammen. Ihre Mission: Die verwundbaren Mitglieder der Gesellschaft vor unverantwortlichem Alkohol-Marketing zu beschützen.
Ähnlich komödiantisch wie im Gesundheitswesen (WHO) mutet allerdings an, dass das Panel von Alkoholkonzernen wie Diageo, Pernod Ricard, Bacardi Ltd., Budweiser, Jägermeister, Campari Group etc. gesponsert wird.

Wer nicht auf dieser Sponsoring-Liste steht, ist die Firma Bartex Bartol aus Polen. Die stellen einen Scotch Whisky namens Cosa Nostra her, der in Form eines Thompson «Tommy» Maschinengewehrs verpackt wird. Diese Waffe wurde früher beispielsweise von Al Capone benutzt.

Diese Woche, am Donnerstag, hat besagtes Beschwerde-Panel die Händler zu einem Verkaufsstopp dieses Produkts aufgerufen. In der Erklärung steht, dass sie eine direkte Verbindung von der Form der Flasche (wenn man das noch so nennen kann) und einer gefährlichen Waffe ziehen konnten. Ja sapperlot! Unglaublich, dieses Talent, ich denke auch, da sind sie definitiv auf einer heissen Spur! Und ich würde weissgottwas dafür geben, herauszufinden, wie viele der Panel-Mitglieder beispielsweise nach mehr Waffen in die Ukraine geifern …
Und Bartex Bartol so:

2014 knöpften sich die Beschwerdeführer schon einmal dieselbe Firma vor, dazumal wegen ihrem Red Army Wodka, und verwiesen auf ihren Portman Code 3.2, dass ein Drink, seine Verpackung, Promotionsmaterialien oder -aktivitäten weder direkt noch indirekt Prahlerei, gewalttätiges, aggressives, gefährliches oder antisoziales Verhalten assoziieren soll. Ja, genau, ich musste den Satz auch zweimal lesen …

Nun, ich kann mich vage daran erinnern, als Kind im Cowboy-Fummel, mit Chäpsli-Pistolen und Spielzeug-Gewehr rumgelaufen zu sein. Und trotzdem wurde ich Pazifist. Ich hielte es eher für peinlich, mir einen solchen Gewehr-Whisky zuzulegen. Aber wer bin ich, das anderen verbieten zu wollen, die das cool finden? Die, welche das kaufen können, sind volljährig.

2019 fand in Brooklyn der Prozess gegen den berüchtigten Drogenboss Joaquin «El Chapo» Guzmán statt. Während sich die Geschworenen zur Beratung zurückgezogen hatten, tweeteten seine Anwälte dieses Bild hier, mit der Bemerkung «für nach der Verhandlung»:

Also vom ehemaligen Boss des Sinaloa-Kartells weiss man, dass er nicht wirklich viel trinkt. Und ich spekuliere hier nur so, aber wie hoch sind die Chancen, dass seine Anwälte glühende Verehrer genau dieses Tequilas sind? Für mich wirkt das eher wie eine glasklare Drohung. Hat aber nichts gebracht, er wurde in allen Anklagepunkten schuldig gesprochen und zu lebenslänglicher Haft verurteilt. So viel zu direkter Prahlerei, gewalttätigem, gefährlichem, antisozialen Verhalten.

Eine Aussage des Panels ist, dass es in UK immer mehr Schussopfer, immer mehr Schiessereien gibt. Und Amerika mit ihren täglichen Massenschiessereien müssen wir da gar nicht erst erwähnen. Aber ich kann mir nur schwer vorstellen, dass jemand im Vollsuff mit so einem Gewehr-Scotch auf die Strasse rennt und dort von einer zufällig anwesender Gang niedergeschossen wird, und noch weniger, dass er sich denkt, hm, so ‘ne Alkohol-Knarre ist schon geil, jetzt will ich ’ne richtige Knarre und niete die Leute um! So quasi die Alkohol-Variante als Einsteigerdroge …
Und dann ist noch zu berücksichtigen, dass es solche Abfüllungsobjekte schon ewig gibt. Es dünkt mich ein Zeichen unserer Zeit, immer mehr (auch Denk-)Verbote auszusprechen. Als freiheitlich orientierter Mensch empfinde ich das als krassen Irrweg. Konsequenterweise müsste man dann all das auch verfolgen, sanktionieren:

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