Ein Hoch aufs Verwässern

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Seid mutig! Gebt das Wasser nicht in homöopathischen Dosen mittels Pipette in Euren Whisky, sondern richtig mit Schmackes – mindestens die dreifache Menge des Alkohols. Winston Churchill tat es, die Japaner machen es … und Ihr werdet es auch lieben.

Kürzlich habe ich mit Freunden ein Gespräch über Mezcal geführt. Dabei kamen wir aufs Thema verwässern. Dieser mexikanische Agaven-Spirit ist nur richtig fein, wenn er in Brennstärke abgefüllt wird, ohne Zugabe von Wasser. Ich denke, das liegt daran, dass Mezcal aufgrund seiner Produktionsmethode häufig rauchig ist.

Gibt man Wasser in einen rauchigen Mezcal, suchen die fruchtigen, krautigen Aromen das Weite und der Rauch spielt die erste Geige. Das kann man mögen, doch die Komplexität leidet – und nicht jeder trinkt gerne Wasser aus einem Aschenbecher.

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Dasselbe beim Whisky: Einen stark getorften Single Malt würde ich nicht mit viel Wasser verdünnen (einige mögen allerdings gerade das; Geschmäcker sind verschieden). Aber die Whisky-/Whiskey-Welt ist voll von fruchtigen und nur subtil-rauchigen Gesellen … die können gut mit Wasser.

Doch wieso soll man seinen feinen Spirit mit Wasser malträtieren? Da gibt es mehrere gute Gründe:

  • Bei heissem Wetter trinkt man gerne weniger starken Alkohol, denn man hat vor allem eines – Durst! Wasser setzt den Alkoholgehalt herunter und sorgt dafür, dass man nicht bereits nach dem dritten Glas rosa Elefanten sieht. Ist das Wasser kalt, macht es das Getränk zudem frischer.
  • Wasser reduziert den Alkoholgehalt, aber nicht die Aromen. Es ist ein Türöffner für Aromastoffe; kein Anstehen mehr, alle dürfen raus, um Party zu feiern.
  • Master Blender verdünnen den Whisky fürs Riechen (Nosing) gerne auf 20 Volumenprozent, um mehr Aromen aufzuschnappen und den Alkoholgeruch zu bändigen.
  • Es schmeckt immer noch wie Whisky und ist kein Cocktail; man muss sich nicht mit Zuckersirup, Zitronen und anderem Beigemüse herumschlagen. 

Nicht überzeugt? Ich habe noch ein paar Asse im Ärmel: Der berühmte englische Staatsmann Winston Churchill trank seinen Whisky (zumindest am Vormittag) gerne mit viel Wasser und hatte stets ein gut gefülltes Glas in Reichweite. 

Zu seinem Alkoholkonsum gibts übrigens ein sehr lustiges Video auf YouTube:

In Japan hat der Whisky seinen Siegeszug dank des Mixens mit Wasser angetreten. Die Japaner haben sogar einen speziellen Ausdruck dafür: Mizuwari – mit Wasser geschnitten. Der Whisky löste ab den 1950er-Jahren den japanischen Shōchū als Mizuwari-Basis ab. Die Zubereitung ist simpel:

  • Ein grosses Stück Eis im Glas etwas umrühren, um dieses zu kühlen.
  • Schmelzwasser weg leeren.
  • 1 Teil Whisky ins Glas giessen. Mit stillem, kaltem Wasser oder Leitungswasser in gewünschtem Verhältnis auffüllen. Achtung: Nicht mit Soda oder Sprudel, sonst wäre es ein klassischer Highball. Das Verhältnis kann zwischen 1:2,5 und 1:5 (Whisky zu Wasser) variieren. Stimmt das Verhältnis für Dich nicht, vom einen oder anderen mehr auffüllen.
  • Umrühren.
  • Cheers!

Folgend noch ein anschauliches Video. Der Messbecher muss nicht sein. Das Schöne am Mizuwari ist, dass er nach Lust und Laune – abhängig von Temperatur. Tageszeit, Stimmung und Alkoholbedarf – gemixt werden kann. Ich nehme zudem statt Eis oft nur sehr kaltes Wasser aus dem Kühlschrank. Das reicht mir.

Autor

  • Sascha Zäch

    In jedem steckt ein Wermutwolf. Mit ihm entdecke ich neue Geschmacks- und Geisteswelten. Ausserdem habe ich eine alchemistische Ader und stelle gerne eigene Zaubertränke her.

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