In dieser neuen Rubrik erforschen wir die Grenzen des guten KI-Geschmacks. Ist künstliche Intelligenz schon so intelligent, dass sie quasi unsere Geschmacksnerven neuronal erforschen und mit feinen Cocktails bedienen kann? Artificial Intelligence goes Mixology!
Es begann damit, dass ich mich fragte, ob es Cocktails gibt, die sowohl den gelben als auch den grünen Chartreuse mit drin haben. Und heutzutage gibt man sowas nicht mehr zwingend bei Google oder DuckDuckGo ein, sondern fragt «ChatGPT 4o». Das o steht ganz unbescheiden für omni; alles.
4o’s initiale Antwort enttäuscht wie in früheren Versionen. Nur eine der drei servierten Cocktails enthalten beide Chartreuse-Varianten. Ich konkretisiere meinen Prompt. Ich studiere die Rezepte und mir fällt auf, dass auch diese Antworten fehlerhaft sind. Beispielsweise der vorgeschlagene «Champs-Elisées»-Cocktail hat nur den grünen Chartreuse drin. Einige meinen, man könne auch ANSTATT des grünen den gelben Chartreuse nehmen. Nun gut. In mir taucht die Frage auf, ob die KI zu eigenen Rezepten fähig ist, die geschmacklich überzeugen.
4o präsentiert sogleich eine eigene Kreation, und nicht nur das, er gibt seiner Kreation gleich auch noch einen passenden Namen sowie eine Beschreibung über die Zusammensetzung mit. Der «Alpine Harmony» kommt eben mit den beiden Chartreuse-Variationen daher, plus Gin, Honigsirup, Zitronensaft und Orange Bitters. Klingt stimmig, klingt lecker.
Da ich keine Lust darauf habe, Honigsirup herstellen zu müssen, frage ich, ob auch Agavensirup geht, was bejaht wird. Und dann kommt in mir ein schelmischer Gedanke auf. Ich frage, ob auch Manuka-Honig gehen würde, und ob das dann einen gesunden Drink ergeben würde. Zu meinem Erstaunen erhalte ich eine durchaus ausgewogene und vernünftige Antwort:
Also nicht der zeitgenössische Unsinn von wegen jeder Tropfen Alkohol ist einer zu viel und wenn du diesen Cocktail trinkst, werden wir alle sterben … Und bezüglich des Manuka-Honigs könnte ich mir vorstellen, dass mir woke Körnlipicker jetzt gerne eins mit nem Kürbis über die Rübe geben würden, so ein edles Produkt (das um die 100 Stutz gekostet hat …) in einen profanen Cocktail hinzuzugeben, aber nun ja, für mich ist der Cocktail nicht profan, ausserdem ist es ein Experiment, also gut ist. Hier nun das finale Rezept:
Ich bedanke mich artig und mache mich sogleich daran, das Rezept in der Küche zum Leben zu erwecken.
Auch die Katze zerreisst es innerlich fast vor Spannung … und dann ist es so weit, es ist vollbracht:
Ich rieche daran, vielversprechend. Ich koste davon und bin hellauf begeistert! Natürlich muss man die kräuterigen Noten von Chartreuse mögen, aber diese Cocktail-Kreation ist tatsächlich vollauf gelungen. Der Beschreibung vom Chat-Bot ist nichts hinzuzufügen. Toll ausbalanciert, mit Tiefe, Charakter, Frische, ein Volltreffer! Den «Alpine Harmony» werde ich mir wohl immer wieder einmal zubereiten.
Ich beauftrage ein anderes KI-Tool damit, für den Drink schöne Werbebilder herzustellen – «Wonder». Das sind die restlichen Bilder in diesem Artikel. Fazit: KI-Tools machen laufend Fortschritte – bei allen Flausen, die sie noch immer haben. Sie sind schon Redakteure, Lügendetektoren, Kampfjetpiloten und vieles mehr. Viele dieser Entwicklungen lösen gesellschaftliche Ängste aus, partiell sicher auch zurecht. Wir vom Wermutwolf gehen mit gutem Beispiel voran und verwenden es für etwas Sinnvolles – zum Beispiel die Erschaffung von neuen Cocktails. Cheers!
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