Alkoholdiät-Tagebuch (7)

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In dieser Rubrik heult Euch der eine Wermutwolf (der heimlich die Figur des anderen Wermutwolfs beneidet) vor, wie er Gramm für Gramm, Kilo für Kilo, gaaaaaanz langsam, an Gewicht verliert, ohne dabei den alkoholisch bedingten Spass mit abzubauen.

Der Weg ist lang, der Weg ist steinig. Die letzten Tage generierten zwar ein weiteres Minus an Übergewicht (ich bin bei minus 7,2 Kilogramm angelangt), doch es ist ein Auf und Ab, mit zahlreichen Rückschritten und schrecklichen Erkenntnissen – so richtig Horrorshow!

Ein Beispiel: Am Dienstag war Bruce Springsteen mit seiner E-Street Band in Zürich zugegen. Ich hatte in letzter Zeit einen ähnlich intensiven Tour-Plan wie noch zu jugendlichen Zeiten – wohl eine Reaktion auf die unsägliche Zeit, als keine Konzerte erlaubt waren.

Jedenfalls hatte ich in dieser kürzlichen Konzertzeit wieder mal gedacht, wie eintönig das alkoholische Angebot an solchen Events oft ist. Und gestern erblickten meine trüben Augen plötzlich das «Don Julio»-Logo. Als Tequila-Fan steuerte ich umgehend, zielstrebig darauf zu.

Im Gegensatz zu allen anderen Ständen hatte es da seltsamerweise keine Menschentrauben, und es stellte sich heraus, dass dort Smirnoff, Smirnoff Tropical, Gin Tonic und – Trommelwirbel – Margaritas ausgeschenkt wurden! In einem schicken Plastikbeutel, den man sich wie ein durstiger Wermutwolf um den Hals hängen konnte.

Genau, Margarita um den Hals hängend, ein Alcopop in der Hand. Genug trinken ist in dieser Hitze ein Muss!

Die offensichtliche Chefin hinter dem Tresen erzählte mir, wohl als sie bemerkte, dass mir beinahe Freudentränen kamen, dass sie bei der Margarita ordentlich Tequila eingeschenkt hatte. Und so war es auch! Was für ein belebender, erfrischender Genuss!

Später tippte ich die Margarita in meine App ein, die meine täglichen Kalorien zählt. Ich traute meinen Augen nicht. Ich war konsterniert: In diesen wenigen Minuten konsumierte ich mit diesem Drink fast ein Drittel meines gesamten Tages-Kalorien-Maximums! Und damit meine ich wirklich alles, sowohl Nahrung als auch die alkoholischen Getränke zusammengenommen!

Da ich an diesem Tag nur einen Salat zu mir genommen hatte, ging das in der Bilanz trotzdem in Ordnung. Deshalb heisst es ja Alkohol-Diät. Aber es war trotzdem ein Schock. Es braucht so wenig, um wieder zurückzufallen.

Yup, eine Margarita ist eine richtige Mahlzeit!

Auf dem Heimweg ist mir aufgefallen, was ich ohne Diät sicher niemals so deutlich bemerken würde: Überall Essen! Überall! Für jemanden wie mich, der nicht ständig ans Essen denken will, grausam!

Ein anderes Beispiel: Ich befinde mich momentan – seit einer Woche – im Modus, dass ich täglich ins Fitness-Center gehe. Ich bin kein besonders geduldiger Mensch, darum will ich den Abnahmeprozess forcieren, wenn ich schon mal die Zeit dafür freischaufeln kann. Ich bemerkte rasch, dass das tatsächlich, nicht sonderlich überraschend, das Abnehmen beschleunigt.

Doch dann war ich am Wochenende an einer Ausstellung, die in Zürich stattfand, es war noch viel mehr als nur die Ausstellung (grossartige Bilder, von psychisch beeinträchtigen Menschen erschaffen). Es war ein Happening mit Minigolf, Konzerten bis tief in die Nacht, nordafrikanischem Food … genau: sehr leckerem Food … zu lecker …

Ein gutes Motto hilft

Es gab auch sehr tolles Bier im Angebot. Ich weiss nicht mehr, welche Nummer es vom Paul-Bier war, aber es war aromatisch-süffig, perfekt an diesem sonnigen, heissen Tag.

Ich hatte ausser diesem einen Teller, gefüllt mit allen möglichen Köstlichkeiten (vorwiegend Gemüse, aber auch ein wenig Kartoffelsalat), praktisch nichts anderes gegessen. Und wie gesagt, bin ich täglich am Trainieren. Trotzdem war ich am nächsten Tag ein volles Kilogramm schwerer … Ich weinte nicht, als ich die Anzeige auf der Waage sah, ich hatte nur gerade etwas im Auge.

Fazit: An Gewicht zulegen geht in Null-Komma-Nichts. Wenn ich Nahrung auch nur flüchtig betrachte, bin ich sogleich ein halbes Kilogramm schwerer. Gewicht verlieren wirkt hingegen mit zunehmendem Alter fast schon utopisch respektive nur unter grösstmöglichen Aufwendungen machbar. Verdammt! Aber ich schätze, das ist nun mal die Realität, die es zu akzeptieren, zu verdauen gilt. Sonst habe ich ja nicht mehr viel zu verdauen, im physischen Sinn.

Autor

  • Daniel Frey

    Ich habe Freude am Schreiben. Und am Trinken. Und am Schreiben, während ich trinke. Während des Vollmondes oder während des Trinkens verwandle ich mich in meine wölfische Urnatur.

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